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nachfolgenden Kaiser Franz Josef I. (nebeneinander gestellt) mit orna­mentalen Verzierungen, fein pointirt, enthält, nebst einem in schwarzen Buchstaben ausgeführten reichhaltigen Schrifttext, welcher die wich­tigsten Momente ihrer Regierung zum Ausdrucke bringt. Dieses Bild­gewebe figurirte bei der Weltausstellung in Paris 1855 und besitzt die Lehranstalt für Textilindustrie in Wien eines dieser selten gewordenen Exemplare.

Die Geschichte der Lehranstalt für Textilindustrie finden wir in einem Berichte ihres Directors, kais. Rath Ferdinand Lieb, resumirt, den wir hier zum Theile reproduciren.

Mit Schluss des Schuljahres 1881/2 ist ein Zeitabschnitt zu­rückgelegt, welchen die Lehranstalt für Textilindustrie nur in Bezug auf ihren neuen Titel und die veränderten localen Verhältnisse als ihr erstes Schuljahr bezeichnet. Ihr althistorischer Titel ,Manufactur- Z eichenschul e reicht weit zurück in das Zeitalter der erhabenen Kaiserin Maria Theresia und ihres grossen Kanzlers damals noch Grafen und Gesandten in Paris Kaunitz, der als_derJnteL lectuelle Erheber dieser Anstalt bezeichnet werden muss. 1 !

Die Eröffnung dieser ersten Manufactur-Zeichenschule Oester­reichs und des gesammten Deutschen Reiches geschah am 11. Jänner 1758; der erste Lehrer hiess Florian Z eiss.

Im Jahre 1770 entstand auf Anregung eines Joh. Georg W olf eine Real-Handelsschu le, die gleichfalls in einer Abtheilung das Manufactur- zeichnen pflegte und 1815 mit dem politischen Institute vereinigt wurde/*

Die weiteren Schicksale und Wanderungen dieser Schule sind in dem Berichte der Lehranstalt für Textilindustrie pro 1881/2 ein­gehend geschildert.

Nachdem der Niederösterr. Gewerbeverein die Copier-Anstalt, mit Inbegriff der Webeschule, nach successiver Verausgabung von nahezu 50.000 fl. bei gänzlichem Mangel an staatlicher Unterstützung 2 ), nicht zu erhalten vermochte, sah er sich zu seinem grossen Bedauern ge­zwungen, zur Auflösung _des so erspriesslich wirkenden Institutes z u schreiten. Ein Theil des Lehrmateriales wurde der Wiener Gewerbe­schulcommission übergeben, und so musste sich die ehemalige Manufactur-Zeichen- und Webeschule, auf das kümmerliche Niveau

1 ) Carl v. Lützows Geschichte der k. k. Akademie der bildenden Künste Seite 4749.

2 ) Nur das Gremium der Seidenzeugfabrikanten hatte im Laufe der Jahre einige Tausend Gulden aus seinemakademischen Pond an Beiträgen geleistet

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