110

einer For tbildungsschule herabgedrtickt, in unzureichenden Räumen an der Communal-ßealschule im VI. Bezirk fortfristen. Ernstberger ertheilte den Zeichenunterricht, Lindow, der bald starb, und nach ihm Laur. Anti, ein Manufacturzeichner, lehrten die Weberei. Nach Antls Tode und Ernstbergers hoffnungsloser Erkrankung traten Ferd. Lieb und Severin Schröder in die Bresche, und man muss jenen Männern Dank sagen, dass sie die ganze trübe Zeit über in wahrlich deprimirender Position ausharrten, sie haben hiedurch die Anknüpfungspunkte bewahrt, von denen ausgehend eine neue Entwicklungsperiode datiren sollte.

Da unternahm es die Gewerbeschulcommission in Wien, auf Andringen Ferdinand Reders, Mitglied derselben und Vorsteher des Gremiums der Seidenzeugfabrikanten in Wien, im Jahre 187 1 die Reste der mittlerweile gleichfalls aufgelösten Manufactur-Zeichenschule des politechnischen Institutes und derjenigen, welche als Ueberbleibsel der Schule des Niederösterreichischen Gewerbevereines im VI. Bezirke noch bestand, zusammenzufügen und mit Hilfe einer kleinen Subvention vom Staate eine neue Man ufactur-Zeichen- und Webeschule zu errichten.

Die Verhältnisse dieser neuen Schule blieben trotzdem noch die bescheidensten, dessenungeachtet gelang es, nach zehnjähriger Thätig- keit dieser Schule jene Sympathien zu erwerben, welche, weil nicht künstlich erzeugt, desto tiefer und nachhaltiger wirkten und auch die Gemeindevertretung Wiens veranlassten, beim Baue der neuen Ober - realschuje im VI. Bezirk, Marchettigasse 3, auf einen eigenen Tract für dieWebes chule Bedacht zu nehmen. Dieser hochherzige Beschluss fand seine Ausführung in glänzender Weise; der im Jahre 1879 be- gonnene Bau war 1881 voll endet, und im Herbste konnte derselbe be­zogen werden.

Dem einmüthigen Zusammenwirken der Gewerbeschulcommission in Wien, des Niederösterreichischen Gewerbevereins unter dem Präsidium Sr. Excellenz Dr. Ant. Banhans, des noch aus seiner Thätigkeit als Minister bekannten, eifrigen Förderers des Fachschulwesens in Oester­reich, dem auch in dieser seit Langem schwebenden Angelegenheit der neuerliche Impuls zum vereinigten Vorgehen der genannten Körper­schaften zu danken bleibt, des k. k. österreichischen Museums für Kunst und Industrie und der Niederösterreichischen Handels- und Gewerbe­kammer gelang es, im Reichsrathe die Aufmerksamkeit der hohen Re­gierung auf diesen Gegenstand zu lenken, und Se. Excellenz Freiherr Konrad v. Eybesfeld, derzeitiger Minister für Cultus und Unterricht,