151

geschlossen. Eigentümlich war auch die Verfahrungsweise das Chartamin mittelst Baumwolle zu fällen und dann wieder mit Soda auszuziehen, wodurch man sehr schöne Safflor-Nuancen für Seide erhielt. Aus diesem Grunde befassten sich die Seidenfärber, welche viel mit Safflorfärben zu thun hatten, gerne auch mit dem Färben von Baumwollgarnen in Safflorroth, während dieselben mit der Färberei von Baumwollen in allen anderen Farben absolut nichts zu thun haben mochten. Incarnat-Baumwollengarn wurde nicht unbedeutend zur Fabrication von Incarnat-Doppel- und Halbdamast 1 ), auch zu anderen Artikeln verwendet.)

Auf der Dehnbarkeit der Seide und der Möglichkeit der Ver­mehrung ihres Glanzes durch Schlagen und Strecken basiren die An­wendungen und Verbesserungen der Beck- und Lustrirmaschinen; es wurde vor dem Färben gestreckt, nach dem Färben lustrirt.

Sehr stark wurde die Seide bearbeitet für Stoffe, bei welchen besonders auf schwere Qualität Werth gelegt wurde, wie das soge­nannte Mailänderschwarz.

Wie bekannt, verliert die Seide durch den Entsehälungsprocess, das Auskochen mit Seife 2325 Percent am Gewichte; diesen Verlust suchte man durch Beschweren der Seide wieder zu ersetzen, und so kam man auf die Erfindung der Souple-Seide (halbgekocht). Das Ver-, fahren besteht darin, dass man die Seide auf einem heissen Bade, unter Zusatz von ganz wenig Seife nur theilweise entschält und durch Weinsteiusäure etc. ihr den gewünschtenGriff gibt. Auch derart souplirte Seide wird beschwert. Hamburger Souple wurde mit 60 bis 100 Percent Uebergewicht schwarz gefärbt; es wurde mit Knoppern, Galläpfeln gefärbt und mit Eisensalzen gebeizt und auf dem Schwarz­kessel ausgefärbt. Diese Art des Färbens wurde durch das Neuschwarz (Cachou-, Cateehouschwarz) allmälig verdrängt.

Wir gelangen nun zum schweren Schwarz, welches in steigender Progression bis über die Grenze des Erlaubten schwer gemacht wurde.

Die Initiative war von Lyon, Crefeld und Elberfeld ausgegangen, und durch diese gewaltige Ooncurrenz bedrängt, blieb den österreichischen Fabrikanten nichts Anderes übrig, als auch hier die Schwarz-Schwer-

Ü Doppeldamast zweirechtig, Halbdamast einseitig gewebt; ersterer erhielt nur leichte Fa^npressung, letzterer musste durch Appretur eine gewisse Steife be­kommen und bekam durch das Cylindriren schönen Glanz. Für beide Sorten be­standen die Ketten aus gekochter, gefärbter Organzinseide, der Eintrag (Schuss) aus gefärbtem Baumwollgarn, drei- und zweifach gespult.