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färberei zu versuchen. Der Niederösterreichische Gewerbeverein fand sich deshalb veranlasst, im Jahre 1871 die grosse goldene Medaille als Preis, insbesondere für das Schwarzfärben von Cordonnetseide aus gesponnenen Seidenabfällen, unter der Hauptbedingung auszuschreiben, dass die um den Preis concurrirende Seide dem vorgelegten französischen Muster in Allem und Jedem gleichkomme, namentlich das Gewicht auf das Doppelte des Rohgewichtes gebracht werde.

Die wachsende Bedeutung der Seidenbeschwerung und die That- sache, dass rationelle Beschwerungsverfahrungsweisen im Auslande sich eingebürgert hatten, bestimmten den Niederösterreichischen Ge­werbeverein, im Jahre 1876 nochmals eine silberne Vereinsmedaille für die schönste und solideste, im Inlande hergestellte Beschwerung von farbiger Seide auszuschreiben.

Dieser Concurs für beschwerte Seide fand im Jahre 1877 durch Verleihung der silbernen Medaille an Herrn Heinrich Salvaterra seinen Abschluss, während obiger Concurs für Cordonnetseide keinen Erfolg hatte.

Bei den Jury-Verhandlungen zur Zeit der Weltausstellung in Wien 1873 kam die Frage zur Erörterung, ob es denn gut und lobens- werth oder nicht viel mehr zu beklagen sei, dass übermäsig beschwerte Seide gefärbt wird, offenbar zum Schaden der Stoffe, welche im Tragen bald ein schlechtes Ende nehmen. Es war insbesondere Herr ßondot aus Lyon und sein College Herr Louvet aus Paris, welche in dieser Hinsicht ihre gegründeten Bedenken aussprachen.

ln der That ist es sehr bedauerlich, dass ein bedeutendes Be­schweren der Seidenfarben schwungvoll betrieben wurde und noch immer betrieben wird; 1 ) ja dass in neuester Zeit alle, auch die lich­testen Nuancen dem Beschwerungsprocesse unterworfen, die Qualität der daraus fabricirten Stoffe offenbar schädigen und den schönen, sonst immer hochgehaltenen Seidenartikel mit der Zeit gefährden können, daher eine Verbesserung der Färberei zur Erreichung grösserer So­lidität der Seidenstoffe sich sehr empfehlen möchte.

Nach dieser kleinen Abschweifung von unserem Hauptthema schreiten wir in der Entwicklungsgeschichte des Seidenfärberei­gewerbes weiter.

*) Die Beschwerung bei Schwarz geschieht in neuester Zeit mittelst Zinn- eomposition (Stannichlorid), welche dasTouche (den Griff) vermehren hilft, aber auf die Faser so naehtheilig einwirkt, dass auf solche Weise behandelte Seide durch längeres Lagern angegriffen, zum Verarbeiten untauglich wird.