16

von einer Verdrängung der Männerarbeit seitens der Frauen wohl nicht die Rede sein kann. Vielmehr hat sich die Erwerbs­gelegenheit dank der modernen Entfaltung von Gewerbe, Handel und Verkehr überhaupt vermehrt, und hieran nehmen neben den männlichen auch alle diejenigen weiblichen Personen teil, die in der jetzigen Hauswirtschaft nicht mehr die genügende Beschäftigung finden, und wegen der anspruchsvollen Lebenshaltung und des teurer gewordenen Unterhalts gezwungen sind, mit zu erwerben. Die Männer widmen sich dabei den neuen, von der Technik erschlossenen und den lohnen­deren Arbeitsgebieten, während die Frauen, im allgemeinen wenigstens, die von den Männern verlassenen, minderwertigen Arbeitsstellen und die ihnen von Natur mehr als den Männern gelegenen Arbeitsver­richtungen (namentlich in der Textilbranche, in Konserven-, in Tabak­fabriken u. s. w.) übernehmen.

Das Gesagte wird bestätigt, wenn man sich vergegenwärtigt, mit welchen Anteilsziffern die weiblichen Erwerbsthätigen gegenüber den männlichen in jeder Berufsabteilung 1895 und 1882 auftreten:

Von 100 Erwerbsthätigen

waren

1895

weiblich

1882

( a. Selbständige.

13,50

12,11

A.

Landwirtschaft . . < a. Angestellte.

18,83

8,82

[ c. Arbeiter.

42,43

38.29

Zusammen.

30,78

| a. Selbständige.

25,20

26,33

B.

Industrie.! b. Angestellte.

3,54

2,29

( c. Arbeiter.

10,00

13 31

Zusammen.

18,37

17,62

( a. Selbständige.

24,02

21,46

C.

Handel und Verkehr < b. Angestellte.

4,58

2,23

( c. Arbeiter.

29,60

19,85

Zusammen.

24,79

18.98

1).

Häusliche Dienste, Lohnarbeit wechselnder Art . . .

54,07

46,24

E.

Öffentlicher Dienst, freie Berufe.

12,39

11,18

Zusammen AE

25,35

24,16

Nicht in der Industrie, sondern in Handel und Verkehr, sowie in der Landwirtschaft abgesehen von Berufsabteilung D ist also der Anteil der Frauen an der Erwerbsthätigkeit gegenüber dem der Männer am meisten gestiegen; in der Industrie hat sich eben für beide Geschlechter die Erwerbsgelegenheit namhaft erweitert. In der Landwirtschaft müssen weibliche Arbeiter jetzt die Lücken ausfüllen, die die in andere Berufe abgewanderten Männer gelassen haben; in Handel und Verkehr sind es die vielen Ladenmädchen, Verkäuferinnen, sowie die bei Post und Eisenbahn, in Gast- und Schankwirtschaft be­schäftigten weiblichen Arbeitskräfte, welche die Erwerbsziffer so sehr zu Gunsten der Frauen seit 1882 verschoben haben.