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Ausser diesen 21 Berufen tritt in allen andern die Frauenarbeit im Vergleich zur Männerarbeit ganz erheblich zurück. Was die Frau in ihnen leistet, beschränkt sich entweder auf ganz minderwertige, oft mechanische Thätigkeit, die in nur loser Beziehung zur Art des be­treffenden Berufes steht, auf Dienste gewöhnlicher ungelernter Arbeiter (Handlanger u. s. w.) wie z. B. beim Hafen- und Lotsendienst, in der See- und Küstenschiffahrt, in Gasanstalten; oder der Erwerb der Frauen ist nicht durch eigentliche gewerbliche Arbeit, sondern durch Besitzverhältnisse bedingt, wie bei .den Dachdeckern, Grob- und Huf­schmieden, Schornsteinfegern, Barbieren, Glasern u. s. w, bei denen erwerbsthätige Frauen fast nur als Selbständige und meist als Witwen gezählt sind.

Was die einzelnen Berufsstellungen der Berufsarten anbelangt, so sind die Frauen als Selbständige gegenüber den Männern nur in solchen Berufen überragend, welche landwirtschaftlicher Thätigkeit sehr verwandt sind oder für Alleinbetrieb und Hausindustrie sich be­sonders eignen, so in der Näherei, Putzmacherei, Wäscherei, Plätterei, Herstellung von Kravatten u. s. w., künstlichen Blumen, in der Häkelei, Stickerei, Strickerei, Wirkerei. Bei den Angestellten sind ^ausge­nommen Wäscherei und Putzmacherei) fast durchweg die männlichen Personen stärker vertreten. Hiergegen ist der Anteil des weiblichen Geschlechts bei den Arbeitern in verhältnissmässig vielen Berufen grösser; insbesondere gilt dies von industriellen Berufsarten mit vor­herrschendem Grossbetrieb und fabrikmässiger Produktion, wie beispiels­weise in Spinnereien, Webereien, Korsetfabrikation, Tabakfabrikation.

Nächst der Landwirtschaft ist die Zunahme an erwerbsthätigen Frauen seit 1882 am grössten in der Gast- und Schankwirtschaft, ein Beruf, der wegen seiner Verwandtschaft zur hauswirtschaftlichen Thätigkeit für die Entwicklung der Frauenarbeit von Natur aus günstig liegt. Im Waren- und Produktenhandel, zum Teil auch im Buchhandel, ist es die ladenmässige Verkaufsthätigkeit und die Buch­haltung, welche die zunehmende Beschäftigung von weiblichen Arbeits­kräften fördert. Auch bei den verschiedenen Arten der Bekleidungs­und Keinigungsgewerbe hat die Zunahme der Frauenarbeit nichts Be­fremdendes; was früher in Bezug auf Konfektion, Wäscherei, Plätterei u. s. w. die Hauswirtschaft produzirte, wird jetzt gewerbsmässig her­gestellt, die Arbeit selbst hat sich dabei v 7 enig geändert, sie bedarf ebenso wie früher der weiblichen Arbeitshände. Ähnliches gilt hin­sichtlich der gesteigerten Frauenarbeit in den Berufen Weberei, Stickerei, Wirkerei, Posamentenfabrikation, Spinnerei, Häkelei, Strickerei; der Verwendung von Arbeiterinnen kam hier noch die Ausbildung des Grossbetriebs und die Vervollkommnung der Maschinentechnik wesent­lich zu statten. Letzterer Grund hat w 7 ohl auch in der Schuhmacherei die besseren Unterlagen für Frauenbethätigung geschaffen, ln der Bäckerei und Fleischerei bezieht sich die Frauenarbeit regelmässig