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auf den mit dem Gewerbe verbundenen Warenverkauf, nicht auf die Warenproduktion, und so ist auch bei der Zunahme der Frauenarbeit in diesen Gewerben an eine erhöhte Verkaufsthätigkeit zu denken.

Am geringsten war die Zunahme der weiblichen Dienstboten, sie betrug noch nicht einmal 2,5 Prozent, ist also sowohl hinter der Bevölkerungszunahme, als namentlich hinter dem wachsenden Wohlstände, von dem gerade eine starke Vermehrung der Dienstboten zu erwarten gewesen wäre, weit zurückgeblieben. Immerhin bilden die Dienstboten ein Fünftel der weiblichen Erwerbsthätigen überhaupt.

Bekanntlich rekrutiren sich die Dienstmädchen der Grossstädte nur zum geringsten Teil aus den daselbst Geborenen, sondern aus dem Arbeiter- und Tagelöhnerstande des platten Landes und der kleinen Städte, sowie vereinzelt aus den Bauern- und Bürgerkreisen. Junge Grossstädterinnen ziehen aus verschiedenen Gründen den ver­meintlich leichteren Verdienst in Fabriken und Magazinen vor. Die zuerst genannten Mädchen kommen aber nicht unvermittelt von der Dorf- oder kleinstädtischen Volksschule in den grossstädtischen Dienst. Sie passiren erst eine Anzahl Stationen, auf denen sie sich ab­schleifen und die nötigen Kenntnisse für ihren Stand erwerben. Ist nach ihrer und ihrer Angehörigen Meinung die Erziehung vollendet, dann streben sie nach den grossen Städten, wo sie immer gesucht und verhältnismässig gut bezahlt werden. Die Herrschaften der Gross­städte haben daher nur in geringerem Masse unter der Unwissenheit junger Dienstmädchen zu leiden, erhalten dieselben meist vorbereitet und leidlich geschult aus den Händen der Gutsbesitzersfrauen, sowie der Beamten- und Bürgerfrauen kleiner Städte. Wie aber diese sich abgemüht haben, aus dem Rohmaterial etwas Brauchbares zu bilden, davon haben die wenigsten eine Ahnung.

Übrigens haben sich die weiblichen Dienstboten über ihr Los zum mindesten aus einem sehr triftigen Grunde nicht zu beklagen: ihre Zukunft ist so gesichert wie möglich. Der Beruf an sich bildet ja die beste Vorbereitung für eine künftige Hausfrau, und in der That werden die Reihen der Dienstboten regelmässig ausserordentlich schnell durch Verheiratung gelichtet. Interessant ist, dass in Berlin z. B. von allen Mädchen, die in den Jahren 1892 95 in den Hafen der Ehe einliefen, über ein Viertel Dienstmädchen waren!

Neben der Zahl der weiblichen Dienstboten, die 1895 1 313 957 betrug, gab es, wie bereits mitgeteilt, rund 234 000 Per­sonen fürhäusliche Dienste und Lohnarbeit wechselnder Art. Unter ihnen befinden sich namentlich die sogenannten Aufwarte­frauen , die im kleineren Haushalt das Dienstmädchen ersetzen. Ihre Zahl hat sich verhältnismässig erheblich stärker vermehrt, als die Bevölkerung sowohl wie die Zahl der weiblichen Erwerbsthätigen überhaupt. Einerseits ist in solchen Haushalten, die sich früher über­haupt nicht den Luxus eines Dienstmädchens leisten konnten, mit