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merkt der „Korrespondent“: „Glücklicherweise scheinen einer umfangreicheren Heranziehung von Setzerinnen für den Buchdruckerberuf recht wesentliche Hindernisse entgegenzustehen.“
Der Letteverein hat bisher etwa 125 Schülerinnen ausgebildet und zwar in der Berliner Buchdruckerei-Aktiengesellschaft. In der Setzerinnenschule werden nur Mädchen aufgenommen, die das 16. Lebensjahr zurückgelegt haben Sie müssen durch Atteste ihre Geburt, sowie ihre Gesundheit — mit .Rücksicht auf den gewählten Beruf — nachweisen; ferner ist die Zustimmung des Vaters, event, der Mutter und des Vormunds zur Ergreifung dieses Berufs, sowie das Abgangszeugnis der 1. Klasse einer Mittelschule oder der 2. Klasse einer höheren Töchterschule nötig. Sollte dieser Nachweis fehlen, so hat sich die Aspirantin einer Prüfung zu unterziehen. Ausserdem bedarf es des Nachweises der Subsistenzmittel während der ersten sechs Monate der Lehrzeit. Der Direktor der Berliner Buchdruckerei-Aktiengesellschaft übernimmt die Ausbildung der Setzerinnen. Diejenigen Setzerinnen, welche die Durchschnittsfähigkeit eines männlichen Setzers erworben und deshalb auch den entsprechenden Wochenverdienst beziehen, werden zum Teil an andere Druckereien abgegeben; doch übt der Letteverein das Aufsichtsrecht über die in der Buchdruckerei beschäftigten Setzerinnen aus. Die ersten sechs Monate der Lehrzeit sind von beiden Seiten unentgeltlich. Gewöhnlich geschehen die Aufnahmen zu Neujahr und Johannis. Die Arbeitszeit der Setzerinnen ist festgesetzt auf die Tagesstunden von 8 Uhr morgens bis 6 l j 2 Uhr abends, einschliesslich einer halben Frühstücks-, einer Mittags- und einer halben Versperstunde.
Der Versuch, Frauen zum Buchdruckergewerhe heranzuziehen, ist nicht von grossem Erfolg begleitet gewesen. Man kann dies auch nicht bedauern, da die Thätigkeit in den Druckereien für Frauen doch weniger geeignet ist.
21. Wirtschafterinnen
Die Ausbildung erfolgt meist privatim. Die Besoldung ist durchweg schwankend. In den Berliner Volksküchen erhalten die Wirtschafterinnen bei freier Station monatlich 45—60 M.