166

Ansprüche an dieselben stellt, auch in ihren einzelnen Branchen einen durchaus feinen Sinn und Geschmack fordert, die man bei den Frauen, seweit sie eine gewisse Bildung besitzen, ja als eigenstes Attribut voraussetzt. Es liegt die Liebe zu Blumen und Pflanzen eigentlicli in der Frauennatur, wie ihnen denn meist alle diejenigen Dinge und Wesen sympathisch sind, die spezielle Pflege und Aufsicht erfordern. Ist doch das Dienen und Pflegen die vornehmste Pflicht der Frau im guten Sinne.

Der Beruf hat insofern etwas sehr Günstiges, als er auch für Frauen passt, die in keiner Weise für den Selbsterwerb erzogen, also nicht für irgend welche Examina gedrillt sind, so dass sie sich der Gärtnerei ohne langwirige Vorstudien widmen können. Die Frauenthätigkeit im deutschen Obst- und Gartenbau erfährt eine grosse Förderung durch den Verein zur Förderung des Frauenerwerbs durch Obst- und Gartenbau.

Luise Riss in Hermanshof bei Danzig, eine im Gartenbau tüch­tige und auf diesem Gebiete auch schriftstellerisch thätige Dame, sieht den Obstbau als für Frauen zu umfangreich an, hält aber Gemüse­bau und Obstverwertung für durchaus nutzbringend, indem sie sagt: Die praktische Lehre derselben, verbunden mit der Obstkenntnis nicht Obstbau, derselbe ist für Frauen zu umfangreich und Obst­verwertung ist jedenfalls ein nützlicher Zweig einer landwirtschaftlichen Haushaltungsschule und müsste von allen Frauen und Mädchen, die in der Landwirtschaft arbeiten, gleichviel ob sie besitzend oder helfend die Thätigkeit ausüben, erlernt werden. Ich selbst beschäftige mich eingehend mit der Obstverwertung, namentlich mit der Pastenfabrikation des sonst wertlosen Sommer- und Fallobstes und habe bereits drei Preise darin erworben. Herr Mertens (Lehrer an der kgl. Obst- und Gartenschule in Geisenheim und Verfasser desDörrbüchleins für den kleinen Haushalt*' und desObsteinkochbüchleins für den bürgerlichen und feinen Haushalt) sagt in dem eben angeführten Buche, Unter­richt im Obstbau wäre, weil zu umfangreich und meist von Männern ausgeübt, nicht erforderlich; er tritt aber für Belehrung und Unter­weisung der Frauen in Feld- und Gemüsebau wie Obstverwertung ein. Es ist jedoch schwer verständlich, wie man den Frauen den Feldbau zugestehen will und den Obstbau nicht. Ferner spricht sich Betten, Redakteur des praktischen Ratgebers für Obst- und Garten­bau in der ZeitschriftDie Frau, eigentlich gegen den Gärtnerberuf aus, will nur die Binderei für Frauen gelten lassen, ist aber denn doch einverstanden, wenn Frauen sich dem Sonderfache der Gärtnerei zuwenden, das auch wir für sie in Anspruch nehmen, wenn er sagt: Es giebt aber noch sehr viele Verhältnisse, in denen die Gärtnerei einen Teil des Erwerbszweiges ausmachen kann, und sie ist darin für die Frau vielleicht am wichtigsten. Er meint damit, wie er in Weiterem ausführt, Obst- und Gemüsebau, und schliesst seine Ab-