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handlung mit den Worten:Alles in Allem genommen bietet die Gärtnerei mannigfache Punkte, in denen das Eingreifen der Frau mit Erfolg möglich ist, wenn Geduld und Ausdauer mit dem nötigen Verständnis gepaart sind.

Wohlwollender noch äussert sich Gustav Dahms in derFrau in seiner Abhandlung über das Recht der Frau auf Arbeit. Es heisst darin:Zur Arbeit des Gärtners hat sich die Frau bereits vielfach befähigter bewiesen, als der Mann und fährt an anderer Stelle fort: ,,In Montana (Nordamerika) liegt fast der gesamte Landbau in den Händen der Frau. Sie treiben die Landwirtschaft mit einem Eifer, eitler Ausdauer und einem Erfolge, dass kein Mann sich ihrer Lei­stungen zu schämen hätte. Das giebt ihnen Selbstvertrauen und Thatkraft, sie wissen, dass sie von Niemand abhängen und Niemand zu fürchten haben.

Was Frauen auf diesem Gebiete in Amerika leisten, hat die Ausstellung in Chicago genugsam gezeigt. Eine dieser Frauen Mrs. Strong, Besitzerin grosser Gartenanlagen von 366 Morgen in Kalifornien, erhielt für ihre vortrefflichen Obstkulturen einen ersten Preis.

Als Frau Kommerzienrat Heyl in Charlottenburg ihre Gartenbau­schule ins Leben rief, erhob sich in den Gärtnerkreisen ein Sturm der Entrüstung; man hätte meinen können, alle Frauen würden sich von jetzt ab dem Gartenbau zuwenden und die armen Gärtner ihres Erwerbes und ihrer Stellungen berauben. Die Stimmen der Er­bitterung sind verstummt, denn alle Befürchtungen waren grundlos. Man beginnt schon, sich für diese Seite der Frauenarbeit zu inter- essiren und die Zahl der Freunde wird wachsen mit dem Bekannt­werden der Erfolge, die allenthalben erzielt worden sind, wo man Frauen an der Unterweisung für Gartenbau und Obstverwertung teil­nehmen liess. Die Leiter von Gartenbauschulen, die auch für Frauen Belehrungskurse für Ohstverwertung einrichteten (es sind deren bis jetzt 5, von denen ich vornehmlich Geisenheim, Kassel und Karls­ruhe nenne), stellen den Frauen ein überaus günstiges Zeugnis aus. In Karlsruhe ist der Kursus auf besonderen Wunsch der Gross­herzogin vornehmlich für die Töchter der bäuerlichen Bevölkerung ein­gerichtet, und das Ministerium des Innern kommt für die Verpflegungs­kosten auf und zahlt auch das Reisegeld.

Frl, Dr. Castner hat in Friedenau eine Obst- und Gartenbauschule für Frauen gegründet, die sich jetzt in Marienfelde befindet. Die Zög­linge sind teils solche, welche die Gärtnerei als Beruf ergreifen, teils solche, die nach beendeter Lehrzeit die Gärten auf eigenen Gütern in Selbstverwaltung nehmen wollen. Ausserdem ist noch ein kleiner Teil Hospitantinnen, welche sich in die praktischen Arbeiten im Freien unter Leitung eines geprüften Obergärtners, mit den Vollschülerinnen teilen. Nachdem die Lehrzeit zum Abschluss gekommen ist, nehmen die Zöglinge Stellungen als Gärtnerinnen auf Gütern oder herrschaftlichen Besitzungen