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Verband der Textilarbeiter verlor z. B. 1986 weibliche Mitglieder, Schneider 350, Schuhmacher 135 u. s. w. Der Gesamtrückgang wird noch dadurch erhöht, dass die 583 Buchdruckereihilfsarbeiterinnen, die als Zunahme gegenüber 1897 angegeben sind, nicht neu gewonnene Mitglieder, sondern zum grössten Teil solche sind, die schon früher der lokalen Organisation angehörten. Im Korrespondenzblatt der Generalkommission wird der Rückgang als überaus bedauerlich be­zeichnet, da sich die Anteilnahme des weiblichen Geschlechts an der Erwerbsthätigkeit in fortgesetzter Steigerung befinde. Die Schwierig­keiten, welche der Organisirung der Arbeiterinnen entgegenständen, seien jedoch keineswegs zu unterschätzen.Es ist zu berücksichtigen, dass die jüngeren Arbeiterinnen in der Hoffnung, durch den Eintritt in die Ehe aus der Fabrik ausscheiden zu können, wenig Neigung zeigen, an den ernsten Bestrebungen der Gewerkschaften teilzunehmen. Die verheirateten Arbeiterinnen betrachten den Arbeitslohn vielfach als einen Zuschuss zu dem Arbeitseinkommen des Mannes und sind nur schwer dafür zu gewinnen, diesen Zuschuss durch den Lohnkampf zu erhöhen. Die Vorbedingungen für die Organisirung der Arbeiterinnen sind nichts weniger als günstig. Immerhin aber wird dadurch, dass 13 500 Arbeiterinnen heute den Gewerkschaften angehören, der Beweis geliefert, dass es verfehlt ist, davon zu sprechen, dass die Arbeiterinnen heute noch nicht für die Organisation reif wären. Jahrzehnte waren erforderlich, um bei einer halben Million deutscher Arbeiter die Er­kenntnis von der Notwendigkeit der Organisation herbeizuführen. So sicher, wde wir darauf rechnen, dass nicht eine gleich lange Zeit zur Organisirung einer weiteren halben Million Arbeiter notwendig sein wird, so sicher ist darauf zu rechnen, dass trotz aller Schwierigkeiten, die entgegenstehen, auch die Organisirung der Arbeiterinnen zu einer fortschreitenden Entwicklung kommen wird.

In M.-Gladbach hat sich im September 1899 einSchutz- und Unterstützungsverein christlicher Textilarbeiterinnen gebildet. Dem Vereine traten etwa 250 Arbeiterinnen bei. Er steht unter Leitung des dort bestehenden christlichen Textilarbeiterverbandes, der jetzt über 5000 Mitglieder hat. Der Textilarbeiterinnenverband in Viersen zählt 700 Mitglieder.

Für die jugendlichen Personen des weiblichen Arbeiterstandes sorgen katholische Arbeiterinnenvereine, bis heute zirka 40 mit zirka 6000 Mitgliedern, und Mägdevereine (die mit Mägdehospizen verbunden sind), bis heute zirka 70. Ein Verzeichnis der katholischen Mägde­häuser ist zu beziehen von der Zentralstelle des Volksvereins in M.- Gladbach. Diese Vereine umfassen nicht ausschliesslich, aber doch vorwiegend jugendliche Personen. Als Jugendvereinigungen haben sie um so grössere soziale Bedeutung, als aus den Reihen der Ar­beiterinnen und Dienstmädchen die Frauen und Mütter, namentlich des Arbeiter- und Handwerkerstandes, hervorgehen. Deshalb übt die