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volle Erhaltung dieser Klassen von Mädchen in christlichen Grund­sätzen eine nicht zu unterschätzende Rückwirkung auf das allgemeine soziale Wohl.

Für ländliche Arbeiter und Arbeiterinnen, sowohl jugendliche wie erwachsene, bestehen heute nur Vereinigungen rein kirchlicher Art, welche lediglich als religiöse Kongregationen oder Sodalitäten wirken.

Für die im Handelsgewerbe thätigen jugendlichen Personen weiblichen Geschlechts sind Gehilfinnenvereine bestimmt. Für das soziale Wohl haben die Gehilfinnen vereine eine ähnliche, über den Kreis der Mitglieder hinausreichende und für die Zukunft be­deutsame Wirksamkeit zu entfalten, wie die Arbeitervereine.

Der Verband kaufmännischer Gehilfinnen in Leipzig ist 1898 gegründet worden und zählt jetzt an 400 ordentliche Mitglieder. Stellenvermittlung, Rechtsschutz und Rechtshilfe in Berufsangelegen­heiten, ärztlicher Rat durch einen Arzt und eine Ärztin. Unterrichts­kurse, Vortrags- und Unterhaltungsabende, gemeinschaftliche Ausflüge. Erstrebt wird noch die Errichtung einer Unterstützungskasse und die Begründung eines Heims.

Für Köln und die Rheinprovinz giebt es zwei Gehilfinnen verbände. Dem am 27. Oktober 1897 gegründetenVerein weiblicher Angestellten traten sofort ca. 80 Mitglieder bei, welche Zahl bis Ende 1898 auf 497 stieg. Mit Rücksicht darauf, dass nach den Satzungen nur solche als Mitglieder aufgenommen werden können, welche vom Ver- trauensausschusse vorgeschlagen und vom Vorstand' bestätigt werden, ist die Zunahme der Mitgliederzahl eine recht befriedigende gewesen. Die Eröffnung des Heims fand im Januar 1898 statt. Zur richtigen Verteilung und raschen Erledigung der Vereinsangelegenheiten wurden folgende Äusschüsse gebildet: 1) Ausschuss für das Heim, Vorsitzende Frl. Elisabeth von Mumm. 2) Ausschuss für Krankenpflege und Unter­stützung, Vorsitzende Frau Hauptmann Brandt. 3) Ausschuss für Stellenvermittlung und Agitation, Vorsitzender Herr E. Leyendecker. 4) Ausschuss für Vergnügungen und gesellige Veranstaltungen. 5) Ver­trauens-Ausschuss. Die Räume des Vereinshauses wurden schnell von Pensionären besetzt, und man musste, um den Anforderungen zu ge­nügen, weitere Räumlichkeiten mieten. Zur Übung und Erhaltung des auf der Schule Erlernten werden Übungskurse abgehalten. Von eigent­lichen Unterrichtskursen hat man Abstand genommen, da die vorhandene kaufmännische Fortbildungsschule Tüchtiges leistet. Auch ein Samariter­kursus ist eingerichtet worden. Beiträge werden für die Teilnahme an diesen Kursen nicht erhoben. Der regste Verkehr im Vereins­hause findet Sonntags statt, an welchem Tage Damen des Vorstandes und Ausschusses amvesend sind. Auf Anregung des Ausschusses für Krankenpflege hat sich eine Unterstützungskasse gebildet, die in der Hauptsache freie ärztliche Behandlung und Heilmittel in Krankheits-