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vom Präsidenten Lette ins Leben gerufen. Er hat eine Handels- und Gewerbeschule, eine Kunstwebeschule und eine photographische Lehr­anstalt für Frauen und Töchter, ferner Setzerinnenschule u. s. w. Bibliothek, Stellenvermittlungsbuieau, Atelier für Anfertigung von Kunsthandarbeiten, Wasch- und Plätt-Anstalt, Restaurant, Haushaltungsschule u. s. w. Die Zahl der Mitglieder betrug 189899 1067; im Stellenvermittlungsbureau meldeten sich 4197 Stellensuchende und 3213 Stellenbietende; besetzt wurden 1088 Stellen. Über die Zahl der Schülerinnen der verschiedenen Kurse gibt der jedes Jahr erscheinende Rechenschaftsbericht ausführliche Auskunft.

Kaufmännischer und gewerblicher Hilfsverein für weib­liche Angestellte zu Berlin C., Seydelstrasse 25 JI. Der am 19. Mai 1889 gegründete Verein verfolgt den Zweck, seinen Mitgliedern, die durch Krankheit, Stellenlosigkeit und unverschuldete Not in eine hilfsbedürftige Lage gekommen sind, mit Rat und That zur Seite zu stehen, ferner durch Unterrichtskurse, Vorträge und ähnliche Veranstaltungen die Mitglieder in ihrer Ausbildung zu fördern und in der Ausübung ihres Berufes zu unterstützen. Er hat eine Abteilung für Krankenhilfe und eine für Stellenvermittlung, die jedes dem Verein mindestens 6 Wochen angehörende Mitglied kostenfrei in Anspruch nehmen kann, während Nichtmitglieder eine geringe Gebühr zu entrichten haben. Der Verein hat seit dem 1. Januar 1893 auch eine Krankenkasse eingerichtet. In der Handels­schule des Vereins werden nur Schülerinnen zugelassen, die sich durch eine besondere Prüfung über ihre Schulkenntnisse ausweisen und im Deutschen und Rechnen eine genügende Vorbildung besitzen. Der Besuch der Anstalt ist auf mindestens ein Jahr festgesetzt, und nach Verlassen derselben wird den Schülerinnen nicht, wie verschiedene Institute es thun, der Wahn beigebracht, dass sie nun wirklich tüchtige Kaufleute sind, sondern es wird Gewicht darauf gelegt, dass die jungen Mädchen zunächst eine Stelle annehmen, in der ihnen Gelegenheit zu praktischer Durch­bildung gegeben wird.

Der Verein gewährt Rechtshilfe, Rat und Auskunft. Die Stellen­vermittlung für weibliche Handlungs- und Gewerbegehilfen erstreckt sich über ganz Deutschland. Die Vermittlung erfolgt für Geschäftsinhaber und Mitglieder vollständig kostenfrei. Die Mitgliedschaft wird von den weiblichen Angestellten durch einen Jahresbeitrag von 4 Mark erworben.

An dem Unterricht der Fortbildungsanstalt nehmen halbjährlich durchschnittlich 300 Schülerinnen teil; eine sehr reichhaltige Bibliothek und gutbesuchte Vorträge-unterstützen weiter diese Bildungsbestrebungen. Ein eigenes Vereinsorgan ist mit Nachdruck und Erfolg für den Verein thätig.

Bei der Begründung des Vereins, der sich im Laufe der Jahre aus einer örtlichen zu einer nationalen Organisation entwickelte, betrug die Mitgliederzahl 600, im Laufe von 10 Jahren stieg sie auf 11 000. Zur Erledigung der Geschäfte sind 16 Beamtinnen mit einem volkswirtschaft­lich gebildeten Generalsekretär an der Spitze thätig. Nach drei Rich­tungen hin entfaltet der Verein seine Wirksamkeit: Stellennachweis, Förderung der Fach- und allgemeinen Bildung, Unterstützung in Not­fällen im weitesten Sinne. Bisher wurden 12 500 feste Stellungen ver­mittelt, darunter 1500 Lehrlingsstellungen. Mit Genugthuung hebt der Vorstand des Vereins die Thatsache hervor, dass trotz des unverhältnis­mässig hohen Andranges der Frauen zum kaufmännischen Beruf, dank der Thätigkeit des Stellennachweises, die Gehälter nicht gesunken, für Kontorpersonal sogar wesentlich gestiegen sind. Die Förderung der Fach- und allgemeinen Bildung geschieht durch die Unterhaltung einer kauf­männischen Fortbildungsanstalt, die Lehrlingen und Gehilfinnen die Kellen, Die Frauen im Handel und Gewerbe 12