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Möglichkeit der Ergänzung von Lücken, der Gewinnung neuer Kenntnisse geben soll, ferner durch eine Handelsschule, die für den kaufmännischen Beruf in ein- bis eineinhalbjährigem Kursus vorbereitet. Zur Förderung der allgemeinen Bildung dienen die litterarischen, musik-, kunst- und naturwissenschaftlichen Vortragsabende, zu denen die Mitglieder freien Zutritt haben, ferner eine reichhaltige Büchersammlung von mehr als 4000 Bänden. In hohem Masse in Anspruch genommen wurde der Verein durch Unterstützungen. Abgesehen von der Krankenhilfe, die allein einen Jahresaufwand von 120 000 M. erfordert, erstreckt sich die Unterstützung auf Gewährung von Landaufenthalt, von barem Gelde und von Darlehen. Sehr reich war bisher die allgemeine sozialpolitische Thätigkeit des Vereins. Seine Petitionen an die massgebenden Körperschaften in Bezug auf günstigere Gestaltung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Handlungs- gehilfinnen erfreuten sich stets vielfacher Beachtung, desgleichen wurde der Verein häufig um Gutachten angegangen. Auf Anregung und unter Mithilfe des Vereins sind auch in anderen grösseren Städten Deutschlands ähnliche Organisationen entstanden, die zum grössten Teile miteinander in Verbindung stehen.

Der VereinFrauen-Erwerb bezweckt die Hebung aller wirt­schaftlichen Interessen der erwerbenden Frau und hat sich fürs erste folgende Aufgaben gestellt: Einrichtung eines Auskunftsbureaus für alle Angelegenheiten auf dem Gebiete Frauen-Erwerb. Das Arrangement einer sich alljährlich wiederholenden Ausstellung von Frauenarbeiten jeder Art, sowohl auf künstlerischem als gewerblichem und hauswirtschaft­lichem Gebiet. Vorträge, welche sich speziell mit den Erwerbsmöglich­keiten für Frauen, mit dem Hinweis auf geeignete Berufsarten, sowie auf die Notwendigkeit gründlicher Vorkenntnisse der erwerbenden Frau für ihre Thätigkeit beschäftigen werden. Erreichung von Vorzugspreisen für die Vereinsmitglieder bei Lebensversicherungen und Krankenkassen, sowie beim Bezüge von Waren jeder Branche. Einrichtung von Freistellen für Vereinsmitglieder in den hervorragendsten Kunst-, Handels-, Gewerbe- und Haushaltungsschulen. Weitere Projekte für die gediegene Ausbildung der Frau im Erwerbsleben und für rege Förderung aller praktischen Interessen der Vereinsmitglieder sind in Aussicht genommen. Die Ge­schäftsstelle des VereinsFrauen-Erwerb ist Berlin W. 9, Potsdamer­strasse 20, II. Für Ost- und Westpreussen ist eine besondere Geschäfts­stelle in Königsberg i. Pr. eingerichtet, deren Leitung Frau Dr. Stobbe, Dinterstr. 5, übernommen hat.

Jede erwerbende Frau, jedes erwerbende Mädchen über 16 Jahre, kann ordentliches Mitglied des Vereins mit einem Jahresbeitrag von 3 Mark werden. Als ausserordentliches Mitglied mit einem Jahresbeitrag von 10 Mark sind alle jene Männer und Frauen willkommen, welche sich für die gute Sache interessiren und die Ziele des Vereins zu fördern be­reit sind.

Bonu. Verein Frauen wo hl.

Bremen. Frauenerwerbs- und Ausbildungsverein. Der letzte Jahresbericht dieses Vereins zeigte eine rege Entwicklung dieses erst vor 2 Jahren aus der Vereinigung des seit nahezu 30 Jahren bestehenden Frauenerwerbs Vereins und der erheblich jüngerenKochschule ent­standenen Vereins für Ausbildung auf allen Gebieten der weiblichen Arbeit. Seit dem Frühjahr 1898 besitzt der Verein ein stattliches Vereinshaus. Nach den Einzelberichten der Vorsteherinnen der verschie­denen Abteilungen ist sowohl in der Abteilung für kunstgewerbliches Zeichnen und Kunsthandarbeit, wie in der wirtschaftlichen Abteilung eine Zunahme der Schülerinnen zu konstatiren. Von den drei Unterabteilungen der letzteren zählte die Kochschule 167 Schülerinnen (gegen 77 im vorigen