PLATTSTICH- UND GOLDSTICKEREI

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den Goldfaden, wie bei Abb. 234, hin und zurück und näht ihn nach jedem Legen mit zwei Stichen fest. Hier kommt auch die Ahle zur Verwendung. Bevor die Nadel von unten nach aufwärts geführt wird, bohrt man von oben mit der Ahle ein Loch vor an der Stelle, an welcher die Nadel an die Oberfläche gebracht werden soll. In weichen Stoffen ist das Vorstechen entbehrlich, in Brokatstoffen, in Peluche und in Leder, wo jeder unsicher geführte Stich, Spuren hinterlässt, die die Arbeit entstellen würden, ist es unumgänglich noth- wendig, der Nadel den Weg zu bahnen.

Wenn sich das Gold zu steif, zu spröde zum Sticken zeigen sollte, legt man die Spindel mit dem aufgewundenen Metall­faden an einen ziemlich heissen Ort, z. B. in ein Backrohr. In der hohen Temperatur wird er weicher, geschmeidiger und ist daher leichter zu verarbeiten.

Das Sticken, mit Goldkantille (Abb. 243). Das Sticken mit Goldkantille gestaltet sich viel leichter als das Arbeiten mit Stechgold, die vorgerichteten Stückchen sind gleich Perlen auf die Nadel zu fassen und das Unterlag- zeug damit zu decken. Eine schöne Wirkung wird durch die Anwendung von glatter und krauser Kantille erzielt, besonders w r enn die Zeichnung das Anbringen von Licht- und Schatteneffecten erfordert.

Brillantstickerei (Abb. 244). Eine hübsche Neuerung in der Kunst des Gold­stickens ist der Brillantstich. Durch kurze Kantillenstückchen, welche über die an derselben Stelle aus- und eingeführten Nadel geschoben werden und durch das stramme Anziehen des Nähfadens ent-

_ , . ,. . __ .. 1 11 Brillantstickbrei.

stehen kleine, glitzernde Knötchen, welche abwechselnd nach rechts und nach links stehend, gestreuten Diamantsplittern gleichen. Täuschender noch als mit Gold­kantille lassen sich die kleinen Edelsteinchen durch Silber­kantille nachahmen. Je kleiner die Perlen geschnitten und je dichter die Knötchen zusammengedrängt werden, desto reicher sieht die Arbeit aus.

Abb. 244.