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II. Fortsetzung der Nordwestbahn am rechten Elbeufer bis Dresden.

Von Seite mehrerer norddeutscher Eisenhahn-Gesellschaften traten an die Oesterr. Nordwest­bahn Propositionen heran, welche auf die Fortsetzung der gegenwärtig in Dresden ausmündenden Linien von dort her am rechten Elbeufer bis an die österreichische Grenze und den unmittelbaren Anschluss an die Oesterr. Nordwestbahn bei Tetschen abzielten.

ln Erkennung der grossen Yortheile einer directen Verbindung des diesseitigen Bahnnetzes mit dem norddeutschen vereinigte man sich mit den Vertretern der Berlin-Dresdener Bahn zu einem Con­sortium und schritt um die Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten auf der sächsischen Strecke Dresden-Herrnskretschen ein.

Die k. sächsische Regierung ertheilte indess diese Bewilligung nicht, weil sie in dem Zustande­kommen der beabsichtigten Bahn eine Beeinträchtigung der Interessen der auf dem linken Elbeufer bestehenden sächsischen Staatsbahnlinie erblickte.

Nachdem aber von der k. sächsischen Regierung die Ausführung einer Fisenbahnlinie von Bautzen und Sebnitz nach Schandau und der Anschluss dieser Linie mittelst einer Elbe-Ueberbrückung an die linksseitige Bahnlinie beschlossen wurde, so hielt es die Oesterr. Nordwestbahn für geboten, sich den Anschluss an die genannte Linie bei Schandau zu sichern, um auf diese Weise in den Besitz der unmittelbaren und kürzesten Verkehrsverbindung der industriereichen Gegenden, welche jene Bahn durchzieht, mit dem Teplitzer Kohlenbecken und mit Oesterreich im Allgemeinen zu gelangen, wodurch für den wahrscheinlich später noch eintretenden Fall der Erbauung einer rechten Elbeufer­bahn von Dresden her der Anschlusspunct beider ßalinnetze bis Schandau hinausgerückt werden würde.

Von diesen Rücksichten geleitet, schritt man neuerdings um die Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten auf der sächsischen Strecke Schandau-IIerrnskretschen ein, die auch ertheilt wurde. Diese Vorarbeiten sind auch auf die österreichische Strecke Herrnskretschen-Tetschen, welche die Concession bereits in sich begreift, ausgedehnt worden, und ist das Project der Linie Tetschen- Schandau der Vollendung nahe.

III. Unmittelbarer Anschluss der Nordwestbahn an das ungarische Bahnnetz.

Zum Zwecke der directen Verbindung des Netzes der Oesterr. Nordwestbahn mit den ungari­schen Bahnen wurde auch eine Linie vom Jedlerseer Bahnhofe am linken Donauufer bis zur ungari­schen Grenze bei Pressburg, resp. bis Pressburg projectirt und das Project der Regierung vorgelegt. Man holft die Genehmigung dieser Linie, welche im Zusammenhänge mit der schon vielfach behan­delten Trace für eine directe Bahnlinie Semlin-Wien in Verhandlung kommen wird.

IV. Linie nach Brünn.

Da das ßedürfniss einer selbstständigen Verbindung mit dem südöstlichen Bahnnetze der Monarchie, namentlich mit den von Ungarn kommenden Linien lebhaft empfunden wird, so wurde endlich auch die Eventualität ins Auge gefasst, von der Station Trebitsch der Oesterr. Nordwestbahn in der Richtung gegen Südosten an die bei Brünn, resp. bei Lundenburg zusammentretenden Bahn­linien einen Anschluss zu schaffen. Die Oesterr. Nordwestbahn ist deshalb um die Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten für eine Linie Trebitscli-Brünn eingeschritten.

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