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Seine Anwendung bei noch grösseren Spannweiten wurde jedoch unterlassen, weil die Her­stellung der auf Druck in Anspruch genommenen Diagonalen, wegen der zu grossen freien Länge, und die zur Aufnahme der Fahrbahn nothwendigen Zwischenconstruetionen, die Quer- und Schwellen­träger, in Folge der zu grossen Entfernung der Knotenpuncte, einen zu bedeutenden Materialauf­wand erforderten, welcher die sonstigen Yortheile wieder aufhob und weil die Anwendung eines mehrfachen Systems zu grosse Schwierigkeiten bei der Construction der Kreuzungspuncte der Kreuz­streben mit den Yerticalen verursachte.

Ueberdies ist es bei grösseren Spannweiten, wo die Stehbleche der Gurtungen hinreichende Flächen darbieten, leichter möglich, die Querträger der Fahrbahn solid mit den Hauptträgern zu verbinden und daher weniger nothwendig, zu diesem Zwecke ein besonderes Constructionsglied ein- zuschalten. Es ergab sich für die Weiten über 50 Meter in jeder Beziehung als vortheilhaft, ein reines Gittersystem mehrfacher Ordnung anzuwenden und bei einer, vollkommene Sicherheit gegen seitliche Ausbiegungen darbietenden Profilirung der Streben, die Yerticalpfosten wegzulassen.

ln solcher Weise wurde die Donaubrücke bei Wien mit 4 Oetfnungen ä 80 Meter Weite, die. 70 Meter weite Canalbrücke bei Prag und die Elbebrücke in Tetsehen mit 2 Oetfnungen ä 100 Meter hergestellt.

Bei den drei grossen, 74 Meter weiten Oetfnungen der Aussiger Elbebrücke, die nebst der obenliegenden Fahrbahn für ein Geleise noch eine unten liegende Fahrbahn für eine Strasse trägt, wurde das Gittersystem, das sonst den besten Effect geliefert hätte, nicht in Anwendung gebracht, weil dieses eine so solide Yerbindung beider Hauptträger, wie in dem vorliegenden Falle nothwendig ist, nicht zulässt, sondern für diese Brücke das in neuerer Zeit oft beliebte System mit verticalen Druckstreben und diagonalen Zugbändern in zweifacher Ordnung gewählt.

Die Streben der Fachwerk- und Gitterbrücken wurden durchwegs so profflirt. dass eine besondere Absteifung der Träger nicht mehr nothwendig war. Bei allen Brücken wurde dem Quer­schnitte der Streben die Kreuzform gegeben, weil diese die bequemste und solideste Yerbindung mit den Stehblechen der einfachenT-förmigen Gurtungen gestattet und den nicht zu unterschätzenden Yortheil gewährt, dass die Nieten, mit welchen die Streben an die Wandbleche befestigt werden, doppelschnittig in Anspruch genommen werden, wodurch Material an den letzteren erspart wird. Die Streben wurden aus vier Winkeln gebildet, von denen zwei aussen und zwei innen so befestigt sind, dass der Querschnitt der Strebe sich svmmetrisch zur Achse des "Prägers verhält. Die Stösse der Wandbleche wurden in die Knotenpuncte gelegt und durch Platten gedeckt, über welche zugleich die Streben festgenietet wurden, wodurch man zwischen den äusseren und inneren Winkeln der Streben so viel Baum erhielt, um die auf die Stehbleche unmittelbar aufgenieteten Zugbänder ohne Biegung durchzuziehen, und erzielte aut diese Weise, dass der Strebenquerschnitt eine grössere Ausdehnung gewann.

Die äusseren und inneren Strebenwinkel erhielten in Distanzen von etwa 1 Meter eine Yerbin­dung durch Stehbolzen oder Nieten und Futtereinlagen. Ebenso wurden die Kreuzungsstellen der auf Zug mit den auf Druck angestrengten Diagonalen vernietet, wobei die ersteren durch eine Einlage in der Dicke der Stehbleche auseinander gehalten wurden.

Gaben vier Winkel nicht mehr den hinreichend starken Querschnitt, dann wurden senkrecht zur Trägerachse zwischen die Winkel noch Flacheisenstreifen eingelegt.

Abweichend von dieser Strebenconstruction ist jene der Elbebrücke bei Tetsehen angeordnet worden. Die Dimensionen der Querschnittsffächen sind nämlich bei den bedeutenden Spannweiten schon so gross, dass sich bei den Gurtungen die Annahme eines kastenförmigen und bei den Streben die des doppel-T-förmigen Querschnittes empfahl, um der Construction mehr Stabilität zu geben.

Tn den Mittelfeldern sind alle Diagonalen zur Aufnahme von Druck und Zug steif construirt. in ähnlicher Weise wie die Streben wurden auch die verticalen Pfosten, die als Träger der Fahrbahn dienen, aus vier schwächeren Winkeleisen gebildet und über den Stossplatten der Stehbleche an die Gurtungen befestigt. Die Diafragmen, an welche die Querträger genietet sind, wurden senkrecht zur Achse der Träger eingeschoben und mit allen vier Winkeln vernietet.