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internationalen Verkehre zwischen der österr.-ungar. Monarchie und dem nördlichen und nordwest­lichen Deutschland einnimmt, und anderseits für den inländischen Verkehr, sowie für die ein­heimische Industrie von wesentlichstem Nutzen ist. Durch die Oesterr. Nordwestbahn wurde die directe Verbindung der Hauptstadt und des Centrums Oesterreichs mit der Nord- und Ostsee, mit den deutschen Handelsplätzen Berlin, Hamburg, Bremen, Dresden, Stettin etc. etc. hergestellt und dem grossen, ungarischen Rohproducten-Export nach Deutschland, sowie dem Handel mit dem Oriente ein neuer, unabhängiger und vielfach kürzerer Weg erschlossen.

Durch die Vereinigung mit der Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn (Reichenberg-Pardubitz- Liebau) und durch die neuen Linien Nimburg-Tetsclien-Mittelgrund und Wildenschwert-Mittelwalde, gewinnt die Oesterr. Nordwestbahn die nothwendigen Anschlüsse an die Bahnen Deutschlands, und zwar bei Zittau, respective Reichen berg, und bei Tetschen an die Sächsische Staatsbahn gegen Berlin und Hamburg bei Königshan, respective Liebau, an die Niederschlesisch - Märkische Eisenbahn gegen Görlitz, Breslau, Berlin, Stettin und endlich bei Mittelwalde an die Oberschlesische Eisenbahn. Sie schuf somit ganz besonders die Herstellung des direeten Verkehres zwischen Böhmen, Sachsen und Schlesien. Der unmittelbare Personenverkehr zwischen Wien einerseits und Dresden und Berlin anderseits wird, abgesehen von den gewöhnlichen Personenzügen, durch täglich verkehrende und stark frequentirte Courierzüge vermittelt.

Die grösste Bedeutung hat die Oesterr. Nordwestbaiin für den inländischen Verkehr und die einheimische Industrie, indem sie das industriereiche südöstliche Böhmen und südwestliche Mähren, weiche bisher ohne Schienenweg geblieben waren, durchzieht,

Die wichtigsten von der Oesterr. Nordwestbahn berührten Hauptsitze einheimischer Industrie sind: Znaim mit Thon- und Porzeilanwaaren, Spiritus etc.; Iglau mit Tuch- und Wollwaaren-Eabrication, Trebitsch mit Häuten und Leder; Caslau, Kuttenberg, Hohenelbe, Amau, Trautenau mit Flachs- und Baumwoll-Spinnereien, Bleichen, Maschinen- und Papierfabriken. Von nicht geringer Bedeutung für den Verkehr aul der Oesterr. Nordwestbahn ist auch der Hülsenfrüchten- und Getreidehandel in Znaim nnd Golc-Jenikau, sowie der Weinhandel in Retz und Znaim. Besondere Erwähnung verdient ausserdem der Holzreichthum des Districtes von Iglau und der Waldcomplexc zwischen Deutsehbrod und Pardubitz, dann die Tabakfabrication in Iglau und Sedletz bei Kuttenberg, der Pferdehandel in Chrudim, vor allem aber die grossartige Zuckerproduction in dem Eibethalgebiete zwischen OasLau, Jungbunzlau und Jicin, welche von der Oesterr. Nordwestbahn mit guter und billiger Kohle versehen wird, und in ihr die Absatzwege ihrer Producte findet. Die Anzahl der Zuckerfabriken an den Linien der Oesterr. Nord westbahn hat sich schon bis zu 45 gehoben.

Die Oesterr. Nordwestbahn nimmt im Allgemeinen bereits einen wesentlichen Einfluss auf die Hebung der längs ihrer Linien bestehenden Industrie-Unternehmungen und Handelsbeziehungen, und unterstützt namentlich auch die vielen kleinen Etablissements, wie: Brennereien und Brauereien, Spiritusfabriken, Dampf müh len, Dampfsägen, Oel-, Leder- und Glasfabriken, welche bisher von beschränkter und mehr localer Bedeutung waren. Theils unmittelbar, theils durch die Verbindungen mit anderen Bahnlinien erschliessen sich durch die Oesterr. Nord westbahn dem Verkehre die sehr reichhaltigen Kohlenlager der niederschlesischen (Waldenburger), Sehatzlarer (Schwadowitzer), Kladnoer und Aussiger Kohlengruben, somit vier der bedeutendsten Kohlenbecken Oesterreichs und Schlesiens.

Allgemeine Organbatioa.

Nachdem die Concessionswerber die von der Staatsregierung beanspruchte Caution von 4 Mil­lionen Gulden zur Sicherstellung der durch das Gesetz auferlegten Verpflichtungen, insbesondere zur Einhaltung der Termine für den Beginn und die Vollendung des Baues erlegt hatten, nachdem ferner auf Anforderung der Staatsverwaltung die Uebernahme von neun Zehntheilen des Anlageeapitals durch die Concessionäre selbst und durch die Theiinalmie von Wiener und Pariser Banktirmen con- statirt und hierauf die kaiserliche Concessionsurkunde vom 8. September 1868 ausgefertigt war,