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Die auf diese Anlage einwirkenden Factoren stellen in innigem Zusammenhänge mit der Anlage des Bahnhofes in Znaim, mit der Aufnahme des Flügels der Staatshahn und mit der Fort­führung der eigenen Bahn gegen Iglau, wesshalb das darauf Bezügliche erst im nächsten Abschnitte dargelegt wird.

2. Die Linie Znaim-Kolin-Jungbunzlau.

Die Stadt Znaim liegt hoch auf einer der Granitkuppen, welche die Ausläufer des mährischen Gebirges gegen Süden und Osten bilden, sie wird gegen Südwesten und Süden vom Thayaflusse, gegen W esten von dem Granitzbache und gegen Nordosten und Osten vom Leskabache fiankirt. Die Bette dieser Gewässer sind tief in den Granitfels eingegraben und umfassen die Stadt derart, dass das Terrain auf welchem dieselbe erbaut ist, nur mehr durch einen schmalen Weg gegen Nord westen mit dem Hochplateau in Verbindung bleibt.

Schon diese Situation machte die Heranführung der Bahn an die Stadt sehr schwierig; dazu gesellte sich aber noch der Umstand, dass das Terrain von Norden her gegen die Stadt ein so bedeutendes Gefälle besitzt, dass man gezwungen war, mit der Bahnlinie ganz in die Höhe der Stadt zu rücken, denn nur von einer sehr hohen Bahnhofslage aus wurde es möglich, mit der vorgeschriebe- Maximalsteigung von 0 010 1:100 die nördlichen Höhen zu erreichen.

Bei Anlage des Bahnhofes musste auf eine zweckmässige, beiden Theilen zusagendeYerbindung mit der Staatsbahn Bedacht genommen werden, deren Trace von Brünn in der Thalrichtung der Thaya von Südosten her nach Uebersetzung des Leskabaclies an die Stadt herantritt. Einerseits die Rück­sichten auf eine bequeme Verbindung mit der Staatsbahn, sowie auf eine entsprechende Erweiterungs- Fähigkeit des Bahnhofes, anderseits die Nothwendigkeit, ein Niveau zu occupiren, welches die Weiter­führung der Bahn mit Vi 0 o Steigung zulässt, waren für die Oesterr. Nordwestbahn massgebend, einver­nehmlich mit der Staatsbahn an Stelle der ursprünglich seitens dieser Bahn anders situirten Stations­anlage die gegenwärtig ausgeführte zu projectiren. Demnach wurde der Bahnhof Znaim südöstlich von der Stadt auf einer möglichst ebenen, weit ausgedehnten, für eine Erweiterung des Bahnhofes geeigneten Fläche und in geschickter Verbindung mit der Stadt angelegt. Die Einführung der Bahn­linie von AVien her geschieht annähernd in der Richtung der Bahnhofachse. Die Linie durchkreuzt zunächst die Hauptstrasse in der Vorstadt und übersetzt sodann die Thaya oberhalb Edelspitz in einer Flöhe von 49 Metern.

Nach Ueberschreitung des Flusses fasst sie wieder hohes Terrain. Die Uebersetzung der Thaya an der gewählten Stelle bot alle diejenigen Vortheile dar, welche unter den ob waltenden Verhältnissen für die Ueberbrückung eines so bedeutenden und unregelmässigen Gewässers in so enormer Höhe noch erwartet werden durften. Der Wasserfauf ist am gewählten Uebergangsorte concentrirt, das Flussbett normal, hat kein grosses Uebersclrwemmungsgebiet, der Granitfels, in den der Fluss eingebettet ist, ermöglichte eine leichte und solide Fundirung und die beiderseits rasch ansteigenden Ufer gewähr­ten den wesentlichen Vortheil geringer Dammanschlüsse und kurzer AViderlagerflügel, endlich war die unmittelbare Zufuhr der Materialien zu den Pfeilern ermöglicht, und günstiges Steinmaterial fand sich in nächster Nähe.

Die Fortführung der Trace von Znaim nordwärts war in mancher Beziehung mit grossen Schwierigkeiten verbunden. Zunächst ist es die rasch anwachsende Höhe der quer über die Bahn­richtung sich von West nach Ost vorschiebenden Granitkuppen, deren Ersteigung bewerkstelligt werden musste: sodann boten die vielen, dem Kamm des mährischen Gebirges meist mit westöstlichem Lauf entströmenden Gewässer, welche also den Weg der Bahn kreuzen, durch ihre AAuldheit und ihre scharf markirten Thäler dem Bahnbau grosse Erschwernisse.

Was bei den Wasserläufen diesseits der Thaya und der Thaya selbst gesagt worden, gilt auch hier. Je mehr sich der Lauf der Tiefebene nähert, desto gewaltiger und zerstörender zeigen sich die Wirkungen des Wassers anf die Thalufer.