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dem Steigen des Wohlstandes und der Lebenshaltung der Bedarf an solchen Aufwartefrauen gestiegen, anderseits müssen viele bessersituirte Familien in der Not zu diesem Ersatz eines ständigen Dienstmädchens greifen. Wäre nicht eine wirkliche Dienstboten not vorhanden, so würde gerade die Statistik der Dienstboten und Aufwartefrauen einen vortreff­lichen Massstab für die Steigerung des Wohlstandes und der allgemeinen Lebenshaltung abgeben.

Von Interesse ist es, wie die verschiedenen Berufsgruppen an dem Halten von Dienstpersonal überhaupt beteiligt sind. So entfallen auf 1000 berufsthätige Personen überhaupt 26 Dienende, dagegen in den einzelnen Berufsabteilungen auf 1000 Personen: im Handel und Ver­kehr 48, Beamte, öffentliche Dienste (ausser Heer und Flotte) 83, in der Industrie 16 und in der Landwirtschaft 20. Anders gestaltet sich die Sachlage, wenn man nur die selbständigen Erwerbstätigen ins Auge fasst; es entfallen dann nämlich auf 1000 Selbständige im Handel und Verkehr 87 Dienende und in der Industrie 41, während die selbständigen Landwirte mit nur 37 auf 1000 am schlechtesten gestellt sind.

Die häuslichen weiblichen Dienstboten im Besonderen bildeten im Jahre 1882 noch 5,56 Proz. der Bevölkerung, 1895 aber nur mehr 4,98 Proz. Während der absoluten Zahl nach die weiblichen Dienstboten immerhin noch ein wenig zugenommen, haben übrigens die männlichen auch absolut stark abgenommen. Wie in der amt­lichen Reichsstatistik nachgewiesen wird, finden sich im Verhältnis zu der Bevölkerungszahl auf dem Lande die meisten Dienstboten in Mecklenburg und Schleswig-Holstein, sowie dem zw r ar sehr zerstückelten, aber wohlhabenden Grundbesitz des Regirungsbezirks Wiesbaden. An erster Stelle aber stehen die Grossstädte, besonders die Hansestädte und Berlin. Überhaupt steigt die Zahl der Dienstboten beständig mit der Dichtigkeit der Bevölkerung; es entfielen 1895 auf 100 Einwohner Dienstboten (männliche und weibliche) überhaupt 2,59; auf dem platten Lande 1,92, in den Landstädten 2,48, Kleinstädten 2,81, Mittelstädten 3,64 und Grossstädten 4,12. Besonders gering ist die Zahl der Dienst­boten zunächst natürlich in Gegenden von geringer Wohlhabenheit; sodann aber auch in solchen Gegenden, die eine der weiblichen Be­völkerung leicht zugängliche Industrie haben. Beispielsweise kommen im Königreich Sachsen auf 100 Einwohner nur 1,8 Dienstboten.

Vergleicht man die Dienstboten nicht mit der Gesamtbevölkerung, sondern mit der erwerbstätigen Bevölkerung, so ist mit Ausnahme von Bayern und Braunschweig durchweg ein sehr erheblicher Rück­gang zu verzeichnen; besonders stark ist derselbe in Schleswig-Holstein, wo im Jahre 1882 auf 100 Erwerbstätige 12,15, im Jahre 1895 nur 8,54 kamen. Auch im ganzen Osten ist der Rückgang bedeutend. Nicht ausgenommen ist Berlin, während die Provinz Brandenburg im