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Verhältnis besser weggekommen ist jedenfalls in erster Linie zu Gunsten der Berliner Vororte.

Nächst den Dienstmädchen hat sich die Zahl der selbständigen Frauen im Erwerbsleben am wenigsten vermehrt, während die Zahl der Arbeiterinnen und weiblichen Angestellten sehr bedeutend letztere weit über das Doppelte gestiegen ist. Unter den einzelnen Be­ruf sgruppen stehen an erster Stelle die landwirtschaftlichen Arbeiterinnen, denen sich die Dienstboten eng anschliessen; beiden Gruppen gehören je rund eineindrittel Millionen Personen an. Die selbständigen Frauen sind nach der Statistik in der Industrie am zahlreichsten; in der That ist ja auch die Zahl der selbständigen Näherinnen, Wäscherinnen, Putzmacherinnen u. s. w. recht erheblich; doch muss bemerkt werden, dass die als selbständig erwerbstätig gezählten Frauen in allen Berufen zu einem nicht geringen Teil selbst eigentlich keinen Beruf ausüben, sondern als Witwen einen überkommenen Besitz verwalten.

Die Zunahme der Frauenarbeit im Handels- und Gewerbestand steigert sich in sprunghafter Weise von Jahr zu Jahr, sei es, dass die weiblichen Arbeiter selbständige Erwerbskräfte in eigenen Ge­schäften darstellen, sei es, dass sie Hilfskräfte in fremden Betrieben bilden. Von allen weiblichen sogenannten gebildeten Berufsarten ist die der Handelsgehilfin weitaus am meisten vertreten. 1882 gab es nach der Berufsstatistik in Deutschland etwa 285 000 Handlungs­gehilfen und bereits 58 500 Handlungsgehilfinnen, also etwa 20°/ 0 Jener. Heute werden aber gegen 400 000 männliche und gegen 100 000 weibliche Hilfskräfte im Handelsstande im Deutschen Reiche beschäftigt. Der Zuwachs gerade in dieser Berufsart w r ar eben ver­hältnismässig bedeutend grösser, als die Zunahme der Allgemein­bevölkerung. Deutschlands Handel und Industrie haben gerade in den letzten Jahren weit grössere Ausdehnung gewonnen; Lebens­bedürfnisse und Lebenshaltung der Bevölkerung sind von Jahr zu Jahr gestiegen; es musste also eine immer grössere Anzahl von Betrieben und Personen mit deren Befriedigung sich befassen, auch von Jahr zu Jahr eine immer stärker werdende Sonderung der ein­zelnen Geschäfts- und Erwerbszweige stattfinden, was naturgemäss mehr Arbeitskräfte erfordert. Endlich macht die mehr und mehr zu Tage tretende Aufsaugung kleinerer Betriebe durch Grossbetriebe eine Anstellung von Gehilfen und Gehilfinnen auch für solche Arbeiten erforderlich, die früher in den kleineren Geschäften noch vom Betriebs­inhaber und Unternehmer selbst erledigt wurden.

Was die sogenannten freien Berufe anlangt, so entfallen auf 1000 darin thätige Personen im Erziehungs- und Unterrichtswesen 314 Frauen, im Kirchenwesen und in religiösen Anstalten 189, im Musik- und Theaterwesen 158, während unter 1000 Malern und Bildhauern 109 und unter 1000 sonstigen Künstlern 136 dem weiblichen Geschlecht angehören; unter 1000 Schriftstellern, Journalisten und Privatgelehrten