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gehören, finden sich in der Gesamtindustrie nur 18,37°/ 0 weibliche Erwerbstätige. Trotzdem giebt es verhältnismässig nur wenige haus­industrielle Berufsarten, in denen weibliche Personen fast ausschliess­lich (mehr als 90°/ 0 ) beschäftigt sind. Sie gehören mit Ausnahme der Verfertigung von Streichhölzern u. s. w. dem Bekleidungs- und Reinigungsgewerbe an; es sind dies nämlich die Näherei, Putzmacherei, Wäscherei und Plätterei, die Herstellung von Korsets, Kravatten und Hosenträgern, künstlichen Blumen, endlich die Kleiderreinigung. Die hausindustriellen Berufsarten, in denen die Thätigkeit von männlichen und weiblichen Personen ziemlich gleich ist, sind die Strickerei und Wirkerei, die Bürstenmacherei, die Hutmacherei und Verfertigung von Filzwaren.

Was die Verhältnisse hinsichtlich des Frauenerwerbs in den einzelnen Bundesstaaten betrifft, so differirt der Anteil der Frauen an der Erwerbsthätigkeit in den einzelnen Gebietsteilen zwischen 22,17°/ 0 (Westfalen) und 37,32 (Hohenzollern). Die Unterschiede bemessen sich naturgemäss darnach, inwieweit die Berufe und Betriebsformen, die den Frauerwerb begünstigen, in dem betreffenden Bundesstaat vorherrschend sind oder nicht. Klimatische, kulturelle, ethische und andere Momente äussern innerhalb des Reichsgebiets keinen Einfluss auf die Häufigkeit des Frauenerwerbs. So ist die Frauenerwerbsziffer besonders hoch in Gegenden wie Bayern, Württemberg, Baden mit vorherrschender Landwirtschaft und zwar mit überwiegend kleinen und mittleren Betrieben, wo zur Mithülfe der weiblichen Familien­angehörigen reichlich Gelegenheit ist, ferner in Gegenden mit stark entwickelter Textilindustrie wie Schlesien, Königreich Sachsen, in den beiden Reuss, und dort, wo Bekleidungs- und Reinigunsgewerbe sehr verbreitet sind, wie in Berlin. Anderseits stellt sich der Frauenerwerb relativ niedrig in Gegenden mit landwirtschaftlichem Grossbetrieb, namentlich in Westpreussen, Pommern, den beiden Mecklenburg, dann in Gebieten mit mehr für Männerarbeit geeigneten Berufen (Bergbau in Rheinland, Bergbau, Metall-, Stein-, chemische Industrie in West­falen, Industrie der Leuchtstoffe, Forstwirtschaft, Wasserverkehr in Hannover, Tierzucht, Fischerei, Wasserverkehr in Schleswig-Holstein, Stein- und chemische Industrie in Schwarzburg-Rudolstadt). Ausserdem ist bemerkenswert, dass in Staaten mit bedeutend entwickelter In­dustrie, wo also die industrielle Arbeitsnachfrage die landwirtschaftliche Bevölkerung sehr gelichtet hat, zur Verrichtung der landwirtschaft­lichen Arbeiten jetzt das weibliche Geschlecht stark herangezogen ist, so in Sachsen, Anhalt, Lippe.

Was das Verhältnis von Stadt und Land betrifft, so ist im Hinblick auf die ausgedehnte Bethätigung der Frauen an der Land­wirtschaft der Frauenerwerb im Vergleich mit der Gesamtzahl der weiblichen Personen am intensivsten auf dem platten Lande. Schliesst man aber in die Erwerbstätigen auch die Dienstboten ein, die ihren

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