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Öhme ist auch das vorliegende Werk verfasst. Es zeigt, wo die weib­liche Arbeitskraft sich bethätigen kann, welche Vorbildung erforderlich ist und welche Arbeit höher bezahlt wird. Man wird immer wieder von neuem die Erfahrung machen, dass gutgeschulte Arbeitskräfte auch verhältnismässig gut bezahlt werden und dass eine Hauptursache des Arbeiterinnenelends in allen Schichtender Gesellschaft hauptsächlich in dem Mangel an Ausbildung zu suchen ist.

Der beste Beruf unserer Töchter ist ihre Ausbildung zur Hausfrau. Diese Ausbildung muss jeder Tochter eigen sein; sie be­sitzt unschätzbaren Wert und ist auch dann nicht verloren, wenn das Schicksal der Heiratslustigen die Hausfrauenwürde vorenthält. Den jungen Männern muss die Überzeugung kommen, dass eine tüchtige, wirtschaftlich erzogene Hausfrau Geld und Geldeswert hundertfach zu ersetzen vermag. Nur durch Vorsicht in der AVahl des Berufes, Würdigung der Fähigkeiten desKindes undBerücksichtigung der wirtschaftlichen Verhältnisse ihrer selbst werden die Eltern dem Vorwurfe entgehen, nicht so für das Wohl ihrer Kinder besorgt gewesen zu sein, wie es sich für ordentliche Eltern geziemt.

Wie man bei den Knaben Neigung und Begabung in Frage zieht, so sollte man auch das Mädchen nicht in einen Beruf hinein­drängen, der für seine körperlichen und geistigen Kräfte und Anlagen ungeeignet ist. Möchten doch alle verständigen Eltern bedenken, dass sie ihrer Tochter keine bessere Aussteuer mit auf den Lebensweg geben können, als einen Schatz von guten, brauchbaren Kenntnissen, der es ihr möglich macht, wenn nötig, auf eigenen Füssen zu stehen und selbständig für sich und die Ihrigen zu sorgen, wenn die Lebens­umstände das von ihr fordern sollten!

Was soll ein Mädchen aber lernen?

Der erste Platz gebührt natürlich der Hauswirtschaft mit allen Zweigen. Hierbei kann keine Anstalt, keine fremde Erzieherin die verständige Mutter ersetzen. Sie allein vermag Lust und Liebe für die Häuslichkeit zu wecken und der Tochter alle die Eigenschaften anzuerziehen, die der künftigen Hausfrau, Gattin und Mutter frommen: Fleiss und Sparsamkeit, Selbstlosigkeit und Selbstbeherrschung u. s. w. In ihre Hand ist es gegeben, in das empfängliche Herz des Mädchens die ersten Samenkörner für alles Gute und Schöne zu senken und die zarten Keime zu hegen und zu pflegen. Was eine Mutter in dieser Beziehung versäumt, das vermag keine noch so wohl ein­gerichtete Schule, keine noch so freundliche, liebevolle Hand einer Fremden vollständig nachzuholen. Einer viel beschäftigten Hausfrau ist es jedoch nicht möglich, der Tochter auch alle die Kenntnisse und Fertigkeiten zu übermitteln, die sie nicht allein fürs Haus, sondern vielleicht auch für einen späteren Erwerb nötig hat. Hier müssen Schule und Fortbildungsschule ergänzend eintreten. Zwar sind die letzteren vom Staate nicht obligatorisch eingeführt und vorläufig