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den er meist überhaupt nicht kennt, und darum lediglich nach Bedarf anziehen und abstossen kann. Er verfügt so über eine zerstreut lebende Arbeiterschaft, deren Glieder sich gegenseitig die Arbeit streitig machen, sich unterbieten, bei ungemessener Arbeitszeit sich mit dem geringsten Lohn begnügen und von der Solidarität ihrer Interessen keine Ahnung haben.*)
3. Löhne
Die weiblichen Arbeiter verdienen in der Industrie fast überall 50 °/ 0 weniger als ihre männlichen Kollegen, gleichviel ob eine Arbeit vorliegt, bei der die Frau infolge ihrer geringeren Körperkraft hinter den Leistungen des Mannes zurückbleibt, oder ob es sich um Beschäftigungen handelt, bei denen die Leistungen von Mann und Frau völlig gleichwertig sind.
An Tagelöhnen erhielten weibliche im Vergleich zu männlichen Arbeitern:
männliche
weibliche
1884
1892
1884
1892
M.
M.
M.
M.
Berlin.
2,40
2,70
1,50
1,50
Altona.
2,50
3,00
1,00
2,00
Breslau.
1,()Ü
2,00
1,00
1,10
Frankfurt a. M.
2,40
2,50
1,70
1,80
Stettin.
2,00
2,25
1,00
1,00
Erhebungen über Lohnverhältnisse, die das statistische Amt in Berlin hat anstellen lassen, haben in Bezug auf das weibliche Geschlecht folgendes ergeben. Es verdienten über 1000 INI. jährlich nur die Blumen- und Kranzbinderinnen (1048), dann folgen die Punk- tirei'innen in den Druckereien (832), die Ladenmädchen in der Nahrungsmittelindustrie (806), die Anlegerinnen in Druckereien (780), Ketoucheusen, Kopirerinnen, Empfangsdamen bei Photographen (780), Friseusen (702), Knopfloch-Maschinenarbeiterinnen (700), Hutgarni- rerinnen (700), Plätterinnen, Wäschestemplerinnen, Hutarbeiterinnen u. s. w. dasselbe. Unter 500 M. verdienten Vernicklerinnen u. s. w. (473), Spulerinnen, Strickmaschinenarbeiterinnen, Posamentirerinnen (338—462), Gummiarbeiterinnen (450), Schneiderinnen (250), Wäschenäherinnen (486), Knopflochhandarbeiterinnen (354), Hutstepperinnen (456), Mützenarbeiterinnen (476), Handschuh- und Hosenträgerarbeiterinnen (354), Bogenfängerinnen in Druckereien (442) und ungelernte Arbeiterinnen aller Art (467).
*) 111. Konv.-Lexikon dor Frau. I. S. 071.
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