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Als Hauptproduktionsstätteix der Konfektion sind zu nennen: Für die Herren- und Knabenkonfektion Berlin, Breslau, Stettin, Hamburg, Aschaffenburg, Stuttgart, Danzig und Königsberg; für Mäntel: Berlin, Erfurt, Breslau.

Die Arbeiterkleiderkonfektion ist zu Hause in Bielefeld, Herford, Essen, Worms, Speier, M.-Gladbach, Seifhennersdorf.

Die Damenkonfektion wird hauptsächlich in Erfurt und Berlin betrieben.

Für die Wäschekonfektion sind als die Hauptplätze zu nennen: Berlin, Breslau, München, Köln, Bielefeld und das sächsische Erz­gebirge.

Im allgemeinen haben Konfektionsarbeiterinnen einen kümmer­lichen Verdienst. Die meisten arbeiten zu Hause (Hausindustrie) und liefern ihre Ware nicht direkt an die Konfektionsgeschäfte, sondern erhalten ihre Arbeit von Zwischenmeistern zugeteilt.

Zahlreiche Sozialpolitiker, wie Werner Sombart, v. Stülpnagel, Johannes Timm, Moore, Karl Strauss, Kuno Frankenstein, Schmoller Schwabe u. a. haben Licht zu verbreiten gesucht über Verdienst, Arbeitsbedingungen und Lebensweise dieser Unglücklichen, die im Dienste des Luxus ihrer Mitmenschen selbst durch allen Fleiss kaum genug zu verdienen vermögen, um in der denkbar kümmerlichsten Art und Weise ihr Leben zu fristen, und ihrem Bestreben ist es denn wenigstens auch gelungen, die öffentliche Aufmerksamkeit der Lage dieses Industriezweiges zuzuwenden, und den gleissenden Vor­hang ein wenig von dem Abgrunde wegzuziehen, der mitten in unserem Volke uns furchtbar entgegengähnt. Denn hier finden wir Zustände, von denen nur sehr wenige eine Ahnung haben, die im vollsten Sinne des Wortes trostlos sind.

Die Konfektionsarbeiter sind meistens in der Hausindustrie thätig, das ist ein Unglück; ein zweites ist, dass sie meist von einem Zwischen­meister abhängig sind, der, ohne eine entsprechende Gegenleistung zu bieten, jenen den Riesenanteil des Gewinnes wegnimmt. Dieses so­genannte ,,Sweating-(Schwitz-) System ist aus England zu uns her­überkommen und hat die an sich traurigen Zustände noch trauriger gestaltet. So zahlt beispielsweise solch ein Berliner Zwischenmeister im Stadtteil Wedding, der selbst für ein Jaquet aus dem Geschäft 1 M. 60 Pfg. erhält, an die Rumpfarbeiterin 40 Pfg., für das Gar- niren 50 Pfg., für das Bügeln pro Stück etwa zwei Pfennig, sodass sein Gewinn für die blosse Verteilung der Arbeit 68 Pfg. pro Stück beträgt. Von einem anderen klagte eine Näherin den Lohn für fünf Knabenanzüge im Betrage von 1 M. 25 Pfg. ein! Dabei wissen diese Sweater das Solidaritätsgefühl der Arbeiterinnen dadurch künst­lich zu ertöten, dass sie diese ganz verschieden besolden. So zahlte ein Stuttgarter Zwischenmeister seinen Arbeiterinnen in sechs Stufen einen Tagelohn von 2 M. 50 Pfg. bis herab zu 50 Pfg. Daher be-