t

121

lieh zu machen, hat der Minister für Handel und Gewerbe in Preussen in Volkersdorf (Kreis Lauban) und in Schömberg (Kreis Landshut) Webereiwerkstätten errichten lassen, in denen unentgeltlicher Unterricht erteilt wird.

Es war der Scherrebecker Pastor Jacobson, der durch die Über­lieferung, dass in früheren Zeiten an der Westküste Schleswigs Frauen und Männer in Kunstfertigkeit geübt waren und die weibliche Be­völkerung insbesondere das Weben gründlich verstand, auf den Ge­danken kam, diese Kunstfertigkeit wieder zu beleben und der Bevölkerung dadurch neue Einnahmequellen zu verschaffen. Er gründete im Verein mit dem Direktor des Krefelder Museums, Dr. Deneken, eine Schule für Kunstweberei, an die norwegische Lehrerinnen berufen wurden. Diese nahm alsbald einen solchen Aufschwung, es stellten sich so tüchtige Künstler in ihren Dienst, vor allen Otto Eckmann, dass die eigenartigen, künstlerisch durchdachten Entwürfe derselben der Scherre­becker Kunstweberei ein ebenso eigen- als neuartiges Gepräge ver­liehen. Durch diese Entwürfe sind höchst reizvolle und künstlerisch wirkende Gewebe entstanden, die jedem Heim, gleichviel ob als Wandteppich, als Kissen, als Decke, als Möbelbezug oder in irgend einer anderen Form zur Zierde gereichen. Diese Kunstweberei eignet sich also ebensogut für jene Frauen und Mädchen, die nur zum Schmuck ihres Heimes eine Kunstfertigkeit ausüben wollen, wie auch für jene anderen, die zum Zwecke eines Erwerbes eine Hausindustrie betreiben möchten.

Der Letteverein hat ebenfalls eine Kunstwebeschule eröffnet, um eine Wiederbelebung der künstlerisch der mechanischen Weberei über­legenen Handweberei herbeizuführen. Der Unterricht ist nicht für Dilettanten bestimmt, sondern soll einen neuen Erwerbszweig, der in erster Linie als Hausindustrie für Frauen geeignet ist, ins Leben rufen. Der Lette-Verein hat zu diesem Zwecke mit derNordischen Kunstweberei, G. m. b. H. ein Abkommen getroffen, wonach sich diese vertraglich verpflichtet, die Schülerinnen nach Ablauf der sechs­monatlichen Lehrzeit während eines Jahres in Akkord zu beschäftigen und besonders befähigte Schülerinnen in der Kunstwebschule zu be­schäftigen. Der anfängliche Tagesverdienst bei einer ungefähr acht­stündigen Arbeitszeit wird auf 2 M. berechnet, der sich bei zu­nehmender Schnelligkeit steigere. Hoffentlich bleibt die neue Haus­industrie von den Auswüchsen verschont, die sich sonst leicht bei Haus­industrien einnisten.

In der Kunstwebeschule des Lettevereins wird nur in den Techniken des Schicht- und Bildw r ebens, wie sie in Norwegen geübt werden, Unterricht erteilt. Das Schichtweben beruht auf Mustern von quadratischer Grundlage, das Bildweben auf Mustern mit frei ge­schwungenen Linien. Jenes erfordert nur Genauigkeit, dieses Augenmass und etwas Formgefühl, weshalb ausser dem Webunterricht ein Zeichen-