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wird monatlich mit 10 M. für einen Vormittag der Woche berechnet. Als Lehrerin für Spezialkurse für Holzschnitzerei ist Frau Roth in Berlin, Lützowstrasse 84 a, und Fräulein E. Schmidt, ebenfalls Berlin, Teltower- strasse 9, zu nennen.

Die Steinmosaik wird von Fräulein Reich in ihrem Atelier, Friedrich­strasse 49, gelehrt. Fräulein Reich war es auch, die die Steinmosaik als Frauenarbeit in Deutschland eingeführt hat. In ihrem Atelier werden Lehrerinnen für ein Honorar von 50 M. ausgebildet.

a) Das Zeichnen un'd Malen ist eine jener modernen Be­schäftigungen, denen gebildete Damen sich gern widmen. Fast alle zeichnerisch veranlagten Mädchen und Frauen glauben Malerinnen werden zu müssen; sie beachten das Gebiet des Zeichnens selbst wenig und wenden sich möglichst schnell der Malerei zu, für die sie mit­unter gar nicht begabt sind. Wie viele Enttäuschungen würden aus- bleiben, wenn beizeiten eingesehen würde, dass man bei kleineren be­stimmten Zielen mehr erreichen kann, als bei grossen, weit in der Ferne schwebenden. Auch ist die tüchtige Ausbildung einer Zeichnerin weit leichter und billiger zu erlangen, als diejenige einer Malerin. Für die Ausbildung der kunstgewerblichen Zeichnerin, der Zeichen­lehrerin u. s. w. sorgen gegenwärtig fast alle Gewerbeschulen für Mädchen in allen grösseren Städten.

Im Letteverein in Berlin findet ein zweijähriger Kursus im Ornament- Zeichnen und Koloriren, sowie im Entwerfen von Mustern für Kunst­stickerei statt (wöchentlich 3 mal 3 Stunden). Honorar für das Sommer­semester 15 M., für das Wintersemester 20 M. Hospitanten haben für wöchentlich 1 oder 2 mal 3 Stunden 3 bezw. 6 M. für den Monat zu zahlen.

Im Anschluss an diesen Unterricht findet auch ein solcher im Leder­schnitt und Holzbrennen statt.

In verschiedenen Städten gibt es Malerinnen-Schulen. In Berlin und München, den beiden Hauptstädten deutscher Kunstpflege, hat z. B. der Künstlerinnen-Verein solche Schulen errichtet (in Berlin, Potsdamerstr. 39; Preis des Kursus zirka 12 M. monatlich; in München, Türkenstr. 89; Preis eines jeden Unterrichtskursus zirka 20 M. monatlich für Mitglieder des Vereins). Ferner gibt es eine Malerinnen-Schule in Karlsruhe in Baden (300375 M. pro Schuljahrj, und eine Schule des Gewerhevereins in Hannover.

Eine Schülerin darf nicht von der Schule erwarten, dass dieselbe mehr lehrt als das gründliche allgemeine Können, sie darf nicht glauben, dass ihr Studium sie schon zu Ansprüchen an hohes Gehalt berechtige. Gehalt zahlt der Geschäftsmann nur da, wo er ent­sprechenden Nutzen hat, und der Nutzen von seiten junger, im Ge­werbe ungeschulter Kräfte ist recht gering; er beginnt erst, wenn die Arbeitskraft eine Zeit lang in dem speziellen Fach thätig gewesen und in die Besonderheiten des Geschäftes eingeweiht ist.

Die jungen Mädchen, die nach abgelegtem Examen mit ihrer grossen Mappe voll Studienzeichnungen kommen, Anstellung zu suchen, die voll sind vom Bewusstsein ihres Könnens, sehen bald ein, dass jetzt erst das Fachlernen beginnt, das ihnen ihr Brot schaffen soll.