137

nicht so ganz der Kunst gewidmet. Der Erfinder sprach mehreren von ihnen noch persönlich seine Freude und seinen Dank aus . . . . In des VerfassersGeschichte der Lithographie in Württemberg (Württ. Jahr­bücher 1898, Heft I) steht S. 69 dagegen zu lesen:Die Frauenwelt ist unter den Lithographen AVurttembergs der Zahl nach noch sehr schwach vertreten. Von einer Tochter des geschickten Lithographen Burkhardt Hummels in Kannstatt ist bekannt geworden, dass sie gut lithographirte; von Frau Professor Weisser, dass sie nicht nur eine Gehilfin ihres Mannes in seinem Berufe war, sondern auch selbst auf Stein zeichnete. Klara Biber, um 1860 in Stuttgart wohnhaft, Tochter des f Rektors in Ludwige­burg, zeigt gute Schule in Kopien des Müllerschen Johannes (im Landes­gewerbemuseum) und des Zinsgroschen (in Familienbesitz). Grosse Er­leichterungen gegen früher bringt die allerneueste technische Errungenschaft auf diesem Gebiet. Aus frühester Zeit wird von dem Münchener Land­schaftsmaler Wagenbauer, einem der bedeutenderen Künstlerlithographen, berichtet, dass er sich seine Steintafeln habe aufs Feld schaffen lassen. Jetzt hat man das Aluminium der Lithographie dienstbar zu machen ge­wusst, nun kann der Maler sein Täfelchen in der Mappe mit sich führen. Dieses neue Metall verträgt das Körnen besser als der Stein und bedarf bei zweiter Benutzung keines mechanischen Neukörnens, sondern nur chemischer Reinigung. Auch erleichtert die neue Technik, Algraphie genannt, die eigene Aufbewahrung der Druckplatten. Hier wäre also ein praktisches Feld, vor allem für unsere Malerinnen von Beruf oder zum Vergnügen, w r ie denn zunächst an solche gedacht ist, die schon zeichnen können, oder mindestens darin voran sind, denen wfird diese Aufgabe nicht sehr schwer werden. Man versuche die Sache zunächst auf Stein, einen solchen, mit dem erforderlichen Korn versehen, verschaffe man sich von einer Steindruckerei (ein solcher Stein kann geliehen werden, eine Aluminiumplatte ist von 23 M. an erhältlich), welche hernach die Probeabdrücke zu besorgen hat. Chemische Tusche und Kreide kann von Gatternicht & Reichlen, Stuttgart, Gutenbergstrasse 16, bezogen werden. Vielfach verstehen auch die Zeichenlehrer dieses lithographische Zeichnen und können hier behilflich sein. Der Malerinnenverein in München hat einen Malerlithographen zum besonderen Lehrer hierfür. An und für sich verursacht die Erlernung der Lithographie keine nennenswerten Kosten. Das wichtigste Erfordernis jedoch ist Geduld, bis die nötigen Er­fahrungen gemacht und einige Übung erlangt ist. Dabei wird getuscht, gewischt (alles mit chemischen Tinten) und geschabt wie auf Korn­papier. Auch auf dieses können Zeichnungen hergestellt und durch Umdruck vervielfältigt werden. Haupterfordernis bei diesem Verfahren ist grösste Reinlichkeit, keine direkte Berührung der Druckfläche durch die Hand. Auf solche Weise kann demnach einer seine Kunsterzeugnisse in beliebig vielen Exemplaren verwerten, sei es zum Verkauf oder als Geschenk.

Radirerinnen hat es auch schon in früheren Zeiten gegeben. In Berlin sind jetzt Radirerinnen auch schon kunstgewerblich thätig. Es ist wohl in erster Reihe die Ansichtspostkartenmode, die den An­trieb hierzu gegeben hat. Zwei unternehmende Damen, Frl. Mellien und Reissner, die längere Zeit als Angestellte gearbeitet hatten, haben im Hansaviertel ein Atelier errichtet, in welchem sie neben der Kultivirung anderer künstlerischer Gebiete hauptsächlich vermittelst Radirung Ansichtspostkarten hersteilen. Gleichzeitig haben sie sich eine kleine Kupferdruckerei eingerichtet, und während oben im Atelier