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wöchentlich bestimmt. Daran schliessen sich noch einfache und photo­graphische Buchführung, sowie englischer Unterricht.

Das Laboratorium für Experimentalchemie ist mit grossem Aufwand vor kurzer Zeit eingerichtet w'orden, die ganze Organisation der stark be­suchten Schule ist bewundernswert. Der Eindruck, welchen der Besucher von diesem Institut bekommt, ist der eines zielbewussten, tüchtigen Zu- sammenarbeitens von Lehrkräften und Schülerinnen. Die Dauer der Aus­bildung hängt ab vom Alter, dem Reifegrad und dem Ziel, welches die Lernende verfolgt, 7,2 Jahre. Das Honorar beträgt im Wintersemester 150 M., im Sommer 100 M. Zur Erlernung bestimmter Verfahren sind dann noch einzelne 3monatliche Kurse erforderlich. Es hat sich heraus­gestellt, dass der Eintritt in die Praxis denjenigen Schülerinnen ein leichter wurde, welche sich nicht nur einem bestimmten Zweige der Photographie gewidmet, sondern ihr Augenmerk auf eine möglichst allgemeine Aus­bildung gerichtet hatten. Einer in der Letteanstalt ausgebildeten Photo­graphin ist zunächst, um sich rasch in die Praxis einzuleben, die Annahme einer Volontärstelle anzuraten. Jedenfalls ist für sie vorerst eine Stellung in einem kleineren Atelier empfehlenswert.

Einen schon mit der praktischen Ausübung verbundenen Lehrgang bietet die photographische Fachlehranstalt für Frauen im Atelier Therese in München. Da diese von dem Verein Arbeiterinnenheim München ge­gründete Schule zugleich ein vom Publikum gesuchtes Atelier ist, so dürfen die Schülerinnen sich an der Ausführung von Aufträgen beteiligen und stehen schon während der Ausbildung in der Praxis. Dort legt man auch den Hauptwert auf die Ausbildung fiir die einzelnen Fächer der Photographie. Die Lehrzeit für Empfangsdamen ist auf 6 Monate be­rechnet, Lehrhonorar 100 M. Lehrzeit für Retoucheurinnen Jahre,

Lehrhonorar 100200 M. Kopirerinnen brauchen 1 Jahr und vergüten 100 M. Für Operateurinnen sind 12 Jahre vorgesehen mit 300 M. Lehrhonorar.

Auch in Breslau besteht eine vom Frauenbildungsverein ins Leben gerufene photographische Lehranstalt für Damen.

In Anbetracht der verhältnismässig geringen Anzahl von Lehr­instituten und der Thatsache, dass die Einrichtung von photographischen Schulen nur mit grossen Mitteln möglich ist, wäre es zu wünschen, dass die photographischen Ateliers weibliche Lehrlinge ausbildeten, welche dann mit ihren so erworbenen praktischen Kenntnissen, um selbständig arbeiten zu können, noch Optik und Chemie verbinden müssten.

Wie und wo immer die Photographin sich ausbildet, sie lasse sich Zeit und betreibe mit Ernst und Gewissenhaftigkeit ihr Studium, sie bilde sich weiter, auch wenn sie schon im Beruf steht. Diesen aber er­fülle sie mit Fleiss und Ausdauer. Denn hier wie überall kommen nur die Tüchtigen zum Ziel. Bewiesen ist es ja längst, dass die Frauen sich zum photographischen Berufe eignen, so stehen eine grosse Anzahl Empfangsdamen, Gehilfinnen für alles und Retoucheusen in Thätigkeit, welche je nach ihrer Leistung monatlich 60 140 M. verdienen, Kopirerinnen fangen mit 40 M. an und können bis 100M. Gehalt beziehen.

Die Ateliers: Therese und Elwira in München, Höffert in Dresden, Culiö in Frankfurt und viele andere zeigen, wie sehr gut Frauen selbst­ständig eigene Ateliers leiten können. Da für die Einrichtung eines solchen in grösseren Städten grössere Kapitalien erforderlich sind, so dürfte ein sich auch in der Arbeit ergänzendes Zusammenwirken von zwei Damen anzuraten sein. An kleinen Plätzen kann schon mit 800 M. ein bescheidenes Atelier gegründet werden.") Doch beschränkt die photo-

*) Ein besseres Atelier erfordert, aber ein Anlagekapital von 30006000 M.