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alljährlich ein sehr bedeutender. Approximativen Schätzungen nach verschlingt er jährlich nicht weniger als anderthalb Millionen Gulden, von denen ungefähr eine Million auf Rosen allein entfällt. Die übrigen 500 000 fl. verteilen sich hauptsächlich auf Veilchen und Margueriten, die 1,
fast gar nicht bei uns hergestellt werden, und von denen wir die ersten !
aus Paris, die zweiten aus Sachsen beziehen. Die sächsische oder böhmische Marguerite kostet 8 kr. Die Wiener würde sich auf 20 kr. stellen. Der Aussenhandel Österreichs in der Blumenfabrikation ist aber dessenungeachtet auch ein ganz beträchtlicher, allerdings nur in minderen *
Sorten, und erreicht alljährlich die runde Summe von 750 000—800 000 fl.
Absatzgebiete für diesen Zweig unserer heimischen Industrie sind hauptsächlich Russland und Italien, in jüngster Zeit auch die Vereinigten Staaten.
Auf dem Gebiete desF ederschmückens ist Wien tonangebend. Man ist dabei nur, was die jeweilige Modenuance anbetrifft, auf die französische ^
Hauptstadt angewiesen. Demgemäss gestalten sich die Lohnverhältnisse der Federschmückerinnen auch etwas günstiger als die ihrer Kolleginnen, der Blumenmacherinnen. Auch in diesem Gewerbe werden fast ausschliesslich weibliche Kräfte verwendet. Wir zählen derzeit in Wien rund 800 Federschmücker. Der grosse Markt für das Rohmaterial ist London.
Import von appretirter Ware gibt es keinen, dagegen exportirt Österreich gekräuselte Federn, Aigretten, Reiher, Vögel u. s. w. sehr stark namentlich nach Italien (ungefähr im Werte von einer halben Million Gulden jährlich). >
Die Papierblumenindustrie ist zwar eine deutsche Erfindung, hat ♦
aber nirgendwo, Frankreich inbegriffen, einen solchen Höhepunkt erreicht, wie in Wien. Im Gegensätze zu den Stoffblumen ist die Papierblume fast ausschliesslich Produkt der Hausarbeit, die von den Töchtern des Mittelstandes, die sich ein „Stecknadelgeld“ verdienen wollen, bestritten wird. Trotzdem sind die Erwerbsverhältnisse ungleich besser, als bei jeder anderen Art des Blumenmachens. Die festangestellte Arbeiterin verdient im Durchschnitt monatlich 35 fl., die per Stück bezahlte Arbeit ist womöglich noch rentabler. Die grossen Blüten — eine halbe Stunde Arbeit — werden mit 10—15 kr. bezahlt (Mohn, Centifolien, Orchideen, 4
Rothschild u. s. w.), gewöhnliche Rosen mit 0 kr. (eine Viertelstunde),
Chrysanthemen 3, Nelken 2, ganz kleine Blumen mit 15 bis zu 20 kr. das Dutzend honorirt. Das Material hierzu wird der Arbeiterin unentgeltlich zur Verfügung gestellt, die sich auf diese Art daheim in ihren ^
vier Wänden mit Leichtigkeit bei einigermassen gutem Willen und Ge- •
Schicklichkeit fl. 1,20—1,50 pro Tag verdienen kann. Das Material zu den Papierblumen kommt fast ausschliesslich aus Deutschland, das feinere Laub aus Paris. Den Frauen, die begierig sind, ein Stück der sozialen Frage lösen zu helfen, bietet sich auf dem Gebiet der Stoff blumenindustrie ohne Propaganda und ohne den Säckel zu öffnen, ein dankbares Feld.
„Wir bitten um Wiener Erzeugnisse!“
3. Cafetieres
Als Unternehmerin oder Inhaberin von Cafes sind Frauen hauptsächlich in kleinen Städten, auf dem Lande, in Forsthäusern, an Aussichtspunkten thätig. Das Unternehmen eines Cafes ist lohnend, wenn die Unternehmerin tüchtig, das Gebotene von guter Qualität, die Lage günstig, die Bedienung liebenswürdig ist und wenn auch für ausreichende Zeitungslektüre gesorgt wird. In mittelgrossen oder grossen