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Städten sind gegenwärtig Damencafes am Platze und dürften sich gut rentiren. Die grosse Zahl von Frauen, die ihrem Erwerb oder ihren Besorgungen nachgehen, macht solche Erfrischungsstätten, die frei von Rauch sind und in denen Frauen sich ungenirt bewegen können, nötig. Die Ausbildung wird in einem Cafe als Büffetgehilfin oder Büffetdame erlangt*).

4. Cigarreiiarbeiterinnen

Die Berufszählung von 1895 ergab 146 719 Cigarrenarbeiter, 77 234 männliche und 69 485 weibliche (1861 32 702 männliche und 21 336 weibliche). Man findet die Cigarrenarbeiterinnen hauptsächlich in Baden und der bayerischen Pfalz, in den Hansestädten, Westfalen, Rheinland, Oberhessen, Sachsen und Berlin. Der Grund des grossen Zudrangs des weiblichen und jugendlichen Elementes ist neben der verhältnismässigen Freiheit in bezug auf die Arbeitszeit der Umstand, dass die Cigarrenfabrikation keine besonderen Körperkräfte voraussetzt, deshalb aber auch zum Arbeitsfeld zahlreicher Personen wird, die von Haus aus kränklich oder schwächlich sind. Die Arbeit selbst ist sehr gesundheitsschädlich. Die Löhne gehören überall mit zu den niedrigsten, die in der Industrie überhaupt Vorkommen. In den Fabriken ist durchweg Akkordlohn eingeführt. In Baden verdienten 1889 erst­klassige Arbeiterinnen (8 %) 1215 M. wöchentlich; 13 °/ 0 verdienten 1012 M., 41 °/ 0 610 M. und 37 °/ 0 46 M. und darunter. In Posen betrug 1896 der Lohn für 1112stündige Arbeitszeit 1 M., in Berlin der Wochenlohn 68 M. In Minden (Westfalen) wurden 1887 in der Hausindustrie von Frauen durchschnittlich 25, von Männern 40 M. im Monat verdient.

5. Elektroteclmikeriimen

In der praktischen Ausübung elektrotechnischer Thätigkeit haben sich Frauen bereits bewährt, zumal sie ihre Handgeschicklichkeit für besonders feine Operationen dazu sehr qualifizirt (vgl. S. 153). In dem wissenschaftlichen Teile der Elektrizität ist Mrs. Ayrton ohne Zweifel Bahnbrecherin für ihre Mitschwestern. Sie ist die Gattin von Pro­fessor Ayrton, der in England als Schöpfer des indischen Regirungs- Drahtnetzes grosses Ansehen geniesst. Sie wurde mit 16 Jahren Lehrerin und trat im Beginn der Frauenbewegung für weibliche Universitäten zu Girton als Student ein, wo sie sich auf dem Gebiete der Mathematik hohe Auszeichnungen erwarb. Sie ist auch die Er­finderin eines einfachen, aber sehr sinnreichen Mechanismus zum Zählen des Pulsschlages. Erst 1884 wandte sie sich dem Studium der Elek-

*) Illustrirtes Konversations - Lexikon der Frau. Berlin, Martin Oldenbourg. 1899.

I. S. 180.