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Arbeitsuachweisungs-Bureaus.

Mit diesen Intelligenz-Bureaus aber ist es oft so eine eigene Sache. Die Dienstsuchendcn sollten jedenfalls vorsichtig sein und nur derlei Anstalten Vertrauen scheuten, deren Ruf ein guter ist. Insbesondere in großen Städten ist diese Vorsicht nöthig. Es giebt auch, besonders in bedeutendern Städten, manche solcher Dienstver- mittlungs-Geschäste, deren Inhaber parteiisch sind, und denen, welche ihnen mehr zahlen, auch die besseren Dienstadressen zukommen lassen. Frauenspersonen, welche ohne Freunde und sonstige Empfehlungen sind und das ist ja ber den meisten Dienstboten der Fall sind sonst diese Anstalten gewiß äußerst forderlich. Für die Inhaber von Intelligenz-Bureaus selbst aber ist nur das sehr unangenehm, daß sowohl die Dienstsuchcnden, sowie die Arbeitgeber, eine Partei wie die andere, immer mehr verlangen und beanspruchen, als sie eigentlich zu erwarten berechtigt waren.

Kommen fremde Mädchen in die Stadt nehmen wir z. B. New-Aork an um einen Dienst zu suchen, und haben sie Nie­mand, bei dem sie unterdessen Unterkunft finden können, so sendet sie der Inhaber des Intelligenz-Bureaus in ein billiges und ehrbares Kost- und LogicrhauS, in AmerikaBoardinghaus" genannt. Es giebt aber in großen Städten solche Arbeitsvermittlungs--Anstalten, welche unmittelbar mit einerDi e n st b ot e n h e i in a t h " versehen sind, in welchen Dienstboten, wenn sie keinen Dienst haben, Unterkunft und Kost finden, und hiefür (in New-Avrk) nur K 2 pr. Woche zu bezahlen brauchen. Es ist ihnen Hiebei erlaubt, die Gelegenheit, ihre Wäsche besorgen zu können, zu benutzen, und sie dürfen Abends sich im Familienzimmcr, das im Winter geheizt ist, und in welchem ein Piano steht, aufhalten. Denen aber, welche das erwähnte Kostgeld nicht erschwingen können, wird auch um den Preis von K 1 1^, selbstverständlich in beschränkterer Weise, Unterkunft und Kost gegeben.

In England (London) war acht Jahre lang mit einem solchen Kosthause für dienstlose Dienstboten eine Unterrichtsanstalt verbunden gewesen, in welcher die Dienstboten Unterricht im Kochen und in den verschiedenen häuslichen Verrichtungen erhielten, wie sie eben in einem Kost- und Logierhause vorkommen mögen. Uebrigens hält der bereits 1860 in London begründeteVerein zur Beschäftigung der Frauen" ein Nachweisungs-Bureau, das unentgeldlich über Angebot und Nach­frage weiblicher Arbeit Auskunft giebt. Es verlangt und giebt ge­nügende Nachricht über die Qualifikation der Arbeiterinnen, und Personen, die sich als tüchtig auszeichnen, erlangen durch das Bu­reau sehr bald in den verschiedensten Branchen weiblicher Thätigkeit Beschäftigung.

Auch der in Berlin bestehendeVerein zur Förderung der Er­werbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts" hält ein ähnliches Institut, und werden Stellenangebote sogar unentgeldlich von der bekannten weitverbreiteten Damenzeitung, demBazar" (der das officielle Or­gan des genannten Vereines ist) aufgenommen (siehe No. 2, 1867