VII.

Gewerbe und HeschMe für Kausgeräthe und Decoration der Wohnungen.

a. Tapeten.

101. Die Tapcten-Faßrikation. Die Sitte, den Aufent- haltsräumen der Menschen neben Bequemlichkeit und Sicherheit auch eine gewisse Zierde zu geben, ist vielleicht so alt, als das Menschen­geschlecht selbst; wenigstens findet man Spuren davon sogar bei den rohesten und uncultivirtesten Völkern der ganzen Erde. Es mag seine Wohnung unstät, wie das Zelt, oder bleibend von Lehm, Holz oder Stein construirt sein, immer schmückt sie der Bewohner mehr oder minder aus, je nachdem geistige Begabung, sein Wohlstand oder das vorhandene Material ihn angeregt hat. Die einfachste Art von dergleichen Ausschmückungen ist das Bemalen der Stoffe oder Wände der Wohnungen, zu denen sich wie von selbst die Beifügung der Arabesken gesellt, deren Motive aus der Natur zunächst stamlsien. Mit dem gemalten Bilde ist das geschnitzte zur Zierde verwendet worden, und nachdem der Reichthum sich mit der Cultur der Völker vereinigt hatte, waren es Stoffe in bunten Farben, mit oder ohne eingewirkte (oder aufgemalte) Bilder. So entstanden Tapeten aus Leinewand, Wollenstoffen und später, bei immer mehr sich ausbreiten­dem Wohlstände und Luxus, aus Seide, Leder und endlich aus Papier. Frankreich ist die Geburtsstätte der Papiertapeten - Fa­brikation. Die Anwendung des Papieres zu Tapeten sollen aber eigentlich die Engländer den Chinesen oder deren Nachbaren, den Japanern, abgesehen haben, wo diese Fabrikation seit undenklichen Zeiten ausgeübt wird; wie denn überhaupt das Papier bei jenen östlichen Völkern eine weit ausgedehntere Anwendung findet, als bei uns, so daß selbst die dortigen Häuser großentheils wie aus spani­scher Wand zusammengesetzt erscheinen. In England konnte die Ta­peten-Fabrikation wegen der hohen Papiersteuer lange nicht empor­kommen; erst bei den Franzosen kam sie in rechten Schwung und zu feinerer Ausbildung.