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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
Entstehung
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XVIII.

Hlassabrikation und Hlaswaaren-Manusaktur.

420. Glasfabrikation. Wie und wann der Mensch auf die Kunst, Glas zu machen gekommen ist, ist völlig unbekannt geblie­ben; so weit geht sie in die graueste Vergangenheit zurück. Die Tradition, welche diese Erfindung nach Plinius Phönicische Schiff­fahrer machen läßt, welche an der sandigen und mit Salzkraut bewachsenen Meeresküste ein Kochfeuer angemacht, und nach dessen Wiedererlöschen den Boden verglast gefunden haben sollten, ist völlig »«stichhaltig. Geschichtlich ist, daß die alten Egypter schon Glas zu machen verstanden und bereits alle möglichen Gesäße, wie Teller, Tasten, Lampen, Schalen, Becher und Flaschen aus Glas hatten, ja selbst die Farben der Edelsteine auf das täuschendste nachzuahmen ver­standen. Nur gläserne Spiegel und Fenster kannten sie noch nicht; die ersteren wurden von ihnen durch polirte Metallplattcn ersetzt, die letzteren aber durch Jalousien und Läden aus Latten oder Flechtwerk. In den Gräbern Beni Hassans, mehr denn vor 2000 Jahren der christlichen Zeitrechnung errichtet, sind Glasbläser abgebildet.

Wahrscheinlich ist es, daß die Phönicier erst von den Egyptern das Glas kennen lernten, sich desselben als eines einträglichen Han­delsartikels bedienten und später denselben selbst fabricirten. Auch die Römer kannten Glaswaaren schon länger als 200 Jahre vor Christus; indeß wurde in Rom erst unter Nero die erste Glas­hütte errichtet, die auch nur schlechte Trinkgläser lieferte. Die feinen Gläser waren zu jener Zeit noch so theuer, daß der genannte Kaiser für ein Paar schöne Glastassen 6000 Sesterzien (ulj Sgr.) be­zahlte, und daß die reichen und vornehmen Römer gläsernen Gefäßen vor denen aus Silber und Gold den Vorzug gaben. Auch in der Bibel finden wir Spuren des Alters der Gläsmacherkunst. Denn bei Hiob (28, 17) ist die Rede von Glas; und fast 400 Jahre vor Christi schrieb Aristoteles über dasselbe und suchte eine Erklärung seiner Durchsichtigkeit zu geben. Das deutsche Wort Glas, das aus dem lateinischen und griechischen (Fln8tum, /-.«uaaca, gleißen, glänzen) herstammt, deutet an, daß diese Erfindung den nördlichen