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Jum Uutzmacherei-cheschäste gehörige Verrich­tungen und Lriverbsarten.

78. Anfertigung künstlicher Blumen. In Italien, dem von Naturblumen reichsten Lande, hat man zuerst angefangen, künst­liche Blumen zu machen. ^ Die Frauen - Klöster besaßen im Mittel­alter gleichsam das Monopol der Verfertigung von künstlichen Blu­men bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts, und man benutzte sie nur zur Ausschmückung von Altären und Statuen der Heiligen. Mühsam schnitten die Nonnen die einzelnen Bestandtheile derselben aus Papier, Pergament oder sonstigem steifen Gewebe und setzten sie eben so mühsam zusammen. Die ganze Beschäftigung schien eine gerade für diese armen, von der Welt abgesperrten weiblichen Wesen ganz besonders erdachte Geduldsprobe zu sein. In Frankreich begann man in Lyon mit der fabrikmäßigen Erzeugung der künstli­chen Blumen, und von da aus gelangte diese Industrie nach Paris, wo sie sich rasch entwickelte.

Künstliche Blumen werden zwar jetzt auch noch ihrem ursprüng­lichen Zwecke zu Liebe gefertigt, nämlich zur Ausschmückung von Al­tären; aber man benutzt sie auch sonst noch bei vielen anderen An­lässen als Zierde u. s. w., wie z. B. zu Tafelaufsätzen u. dergl.; ihre massenhafte Anwendung jedoch geschieht im Damenputze. Es giebt verschiedene Arten der zum Damenschmucke bestimmten künst­lichen Blumen, welche sich theils durch die Stosse, aus denen sie ver­fertigt werden, theils durch den Grad der naturgetreuen Nachahmung wesentlich von einander unterscheiden. In Beziehung des letzteren Umstandes verleiht man diesen künstlichen Produkten alle vorzüglichen in die Sinne fallenden Eigenschaften der Naturblumen, so daß man selbst den eigenthümlichen Geruch derselben mittelst ätherischer Oele hervorzubringen bemüht ist. Nicht selten aber werden auch blos nach der Phantasie des Künstlers, und ohne wirklich existirende Exemplare zum Vorbilde zu nehmen, künstliche Blumen gebildet und nach Will- kühr zusammengestellt.