III.
Aähterci-Mbeiten.
24. Ueber Nähterinnen im Allgemeinen. — Unter den selbständigen Erwerbsarten, welche dein Frauengeschlechte seither offen standen, war eö zunächst die Nähterei, die nach der Haushaltarbeit die meisten weiblichen Hände beschäftigte. Dies verhielt sich zu allen Zeiten und in allen Ländern mit weniger Ausnahme so. Nur in Abyssinien z. B. wird die Nadel von der Frau — verachtet. Der Missionär H- Stern bemerkt, daß die Abyssinierinnen, trotz ihrer großen Vorliebe für gestickte Kleider nie eine Nadel in die Hand nehmen; sie wissen mit einer solchen gar nicht umzugehen. Jeder Stich wird von Männern gemacht. Es ist gewiß ein komischer Anblick, wenn man einen Mann von riesenhaftem Wüchse und mit gewaltigem Vollbart dasitzen, und, was das Zeug halten will, nähen sieht, während Mädchen und Frauen alle Verrichtungen besorgen, welche bei uns Sache der Stallknechte sind.
Der Verdienst der Nähterinnen im Allgemeinen war bisher im Verhältnisse zu der anstrengenden und der Gesundheit schädlichen Beschäftigung mit der Nadel ein so wenig lohnender und geringer, daß das Loos derselben, besonders der Hand nähterin, sich als ein äußerst trauriges herausstellte und dies um so mehr, wenn solche noch allein in der Welt stand, ohne Verwandte und Freunde, und ohne sonstigen Anhalt.
„Im Jahre 1845, sagt Frau Virginia Penny, gab es in New-Iork gegen 10,000 Nähterinnen; gegenwärtig aber sind ihrer noch bedeutend mehr."
Wir erlauben uns hier eine Einschaltung von Belang. Das Jahr 1845 war in industrieller Beziehung ein bedeutender Wendepunkt im Leben Aller, welche sich ihr Brod mit der Nadel erwerben mußten. Denn in diesem Jahre wurde die Nähmaschine von Elias Howc in Amerika erfunden, und ward, insbesondere durch die Erfindung des Greifer-, und dann des Grover L Baker- schen Zirkelnadelsystems in kurzer Zeit durch ganz Amerika zu Prak-