VI.

Koch weitere chefchäste und Verrichtungen, welche sich mit Mtz und Bekleidung befallen.

rr. Verwendung von Menschen-Haar.

87. Handel mit Menschen-Haar. Seit den urältesten Zeiten ist das Haar als eine der schönsten Zierden des Menschen betrachtet worden, und dasselbe, sobald man nur überhaupt der Pflege des Aeußeren einige Aufmerksamkeit zuzuwenden begann, vor allen Dingen ein Gegenstand der Sorgfalt gewesen. Nicht nur die Frauen schmückten und' pflegten ihr Haar, sondern bei sehr vielen Völkern waren die Männer nicht weniger, ja oft noch mehr darauf bedacht; wie wir dies bei unseren Vorfahren, den alten Deutschen, finden, wo die Männer ihr Haar salbten, während die Frauen ihm nur sel­ten diese Pflege angedeiheu ließen. Die Sitte der Männer, das Haar abzuscheeren,, ist ebenfalls erst in späteren Jahrhunderten so allgemein geworden. Unter diesen Umständen ist es sehr natürlich, daß man schon frühzeitig da, wo die Natur karg mit dieser schönen Gabe gewesen, auf künstliche Abhülfe bedacht war, und falsches Haar zu tragen anfing. Aber nicht allein die Noth führte hiezu, sondern auch die wechselnde Mode diktirte bald diesen, bald jenen Gebrauch von fremden Haaren zum eigenen Kopfputze. Wir erinnern nur an den Brauch, welcher am Hofe Ludwigs XVI. herrschte, Perrücken zu tragen, und an die jetzt übliche Sitte der Damen, sogar wenn sie eigenes Haar in schönster Fülle besitzen, dazu noch fremdes Haar in der Form sogenannter Chignons hinten anzubinden, welchen der Amerikaner humoristisch genug den NamenWasserfall" gegeben hat.

Menschenhaare sind insofern auch bemerkenswerth, als sie den einzigen marktfähigen Artikel bieten, welchen der menschliche Kör­per hervorbringt. Die Menschenhaare werden aber in reichlicher Menge verwendet. Denn man macht daraus Perrücken, Haartouren, Locken, Zöpfe, Bänder, Ringe, Ketten, Guirlanden; ja, wie Dr. Stamm in seinerGewerbskunde" sagt, sogar Fußsohlen u. s. w.

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