Sackfabrikation.

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zweige erhoben, als sie nun in Amerika besteht. Denn gerade des­halb, weil dieselben nun wegen der leichteren Herstellung an den Nähmaschinen auch billiger geliefert werden können, pflegt man sie jetzt zu Zwecken anzuwenden, an welche man ehedem bei den früheren höheren Preisen dieses Artikels gar nicht denken durfte. In den Ver. Staaten werden, um nur ein Bei­spiel anzuführen, für den Kleinverkauf von Mehl alleinig 36 Millio­nen Mchlsäckchen im Jahre sabricirt, und es ist berechnet, daß dieser Artikel kaum den 50. Theil der Anzahl der im Allgemeinen verfer­tigten Sacke dortselbst ausmacbt.

Auch bei dieser Art Nähterei exccllirt die Grover L Baker'sche Doppeltkettenstich-Nähmaschine, weil sie die dichteste und dauerhafteste Naht macht, wie es sich während des amerikanischen Bürgerkrieges erwiesen hat, wo sämmtliche Sandsäcke, die man im Felde zum Schutze von Schanzen u. s. w. gebrauchte, an dieser Maschine allein entsprechend brauchbar und dauerhaft geliefert werden konnten.

Die Sackfabrikation findet sich gewöhnlich in Seestädten und an Plätzen, welche an Binnensee'« oder schiffbaren Flüssen liegen. Die Arbeit geschieht größtentheils nunmehr in besonderen Etablissements, an Nähmaschinen. Den Arbeiterinnen sind in solchen Etablis­sements in der That alle möglichen Bequemlichkeiten geboten. Sie haben ihr besonderes Garderobezimmer, wo einer jeden ein eigener Platz angewiesen ist, an dem sie Hut und Shawl aushängen, und ihr Es­sen u. dergl. in einem verschließbaren Kästchen aufbewahren können, sowie ihnen Waschschüsseln und fließendes Wasser ein- und herge­richtet sind. Männer schneiden die Arbeit zu. Frauenspersonen nähen sie und verdienen bei lOstündiger Tagesarbeit K 3, 8 3. 50, K 4 bis K 4. 50 pr. Woche. Kleine Mädchen kehren die Säcke, wenn sie genäht sind, um, legen sie zusammen, und erhalten hierfür einen Wochcnlohn von S 1. 75. Extraarbcit, z. B. wenn viele Getreideschiffe zugleich abgehen, wird auch besonders bezahlt.

Diese Etablissements beschäftigen immer eine gewisse Anzahl von Arbeiterinnen. So erwähnt die Vers. eines solchen Etablissements, welches 15 Mädchen das ganze Jahr hindurch Arbeit giebt und in emsigen Zeiten eine Anzahl Anderer zur Aushilfe engagirt. Und ein anderes beschäftigt 40 Mädchen während des ganzen Jahres und 70 im Sommer.

Natürlich kann hier wenigstens in Amerika die Handnäh- terei nicht mehr concurriren; denn die Handnähterinnen erhalten nur 75 Ctö. für 100 Stück. In Deutschland ist die Bezahlung für das Sacknähen ebenfalls eine so elende, daß selbst die Nähmaschine dagegen nicht aufkommen kann. Für 100 Stück Säcke wird in Ham­burg kaum 1 preußischer Thaler bezahlt, wobei die armen Leute den groben, schweren Stoff oft weite Strecken schleppen und ihre Kräfte erschöpfen und ihre Zeit verlieren müssen.

Männer erlernen das Geschäft in 612 Monaten, Frauens-