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Die Tapeten-Fabrikation.

lich in Nordmarika und England eine bedeutende Ausdehnung erlangt hat, liefert zwar große Maßen, aber doch nur geringe oder höchstens Mittelwaare. Die gebräuchlichen Maschinen sind meistens Walzen- maschinen, nach Art der zum Kattundruck gebräuchlichen; nur sind auf den Formwalzen meistens die Muster erhaben stehend.

Die Maschinen-Tapeten-Fabrikation wird besonders in England stark betrieben. Der Hauptsitz der englischen Tapeten-Fabrikation be­findet sich in Lancastershire, vornehmlich in Manchester, wo als das bedeutendste Etablissement die Fabrik von Heywood, Higginbot- tom, Smith L Comp. zu bezeichnen ist. Andere Fabriken in derselben Grafschaft befinden sich in Over-Darwen; die ausgezeich­netste derselben ist die der Herren Pott er. Näckstdem befinden sich in London noch etwa 12 Fabriken (wovon besonders die Firma John Woolams L Co., 69 i>lar^-Ie-don6 I^rrno, gegenwärtiger Besitzer Mr. Herbert). Die Produktion hat bei dieser ganz un­geheure Dimensionen angenommen, und neben der ausgedehntesten Anwendung von Maschinen wird auch der Blockdruck betrieben. Die Druckmaschine in der letztgenannten Londoner Fabrik druckt gleichzei­tig in 8 Farben pr. Minute 3 Stück, täglich ca. 200, jährlich 600,000; außerdem erzeugt sie eine gleiche Quantität durch Hand­arbeit mittelst Holzformen (Blöcken). Solcher Druckmaschinen haben aber Heywood nicht weniger als 8, und einige derselben drucken mit 16 Farbenwalzen zugleich, da der südamerikanische Markt, für den dieses Haus arbeitet, sehr bunte Dessins verlangt. Indessen ist mit der Massenproduktion ein großer Nachtheil verbunden. Denn wegen einer kleinen Anzahl Stücke eines Musters lohnt es sich nicht, die Maschine herzurichten. Man muß nothwendig viel von ein und demselben Muster anfertigen. Damit steht aber oft der Absatz nicht im Verhältniß und so hat man stets ungeheure Vorräthe auf Lager, die manchmal um jeden Preis losgeschlagen werden müssen.

In Paris benutzte schon 1843 I. Leroy zur Herstellung billi­ger Tapeten Druckmaschinen mit gravirten Walzen und druckte 60 bis 90 Rollen pr. Stunde. Mittelst 14 Druckmaschinen mit rotirenden Walzen producirte derselbe täglich 4900 Rollen, und an 8 Tafeln mittelst einfachen Blockdrucks 100 Rollen. Uebrigens werden in Frankreich meistens feine Tapeten mittelst Handarbeit hergestellt. Denn was Farbenpracht und Originalität anbelangt, ist die franzö­sische Industrie notorisch in allen Dingen den übrigen Nationen voran, mithin auch in der Tapeten-Fabrikation. In feiner Waare nimmt, mit Ausnahme von Herrn Zuber in Rixheim (Elsaß) Pa­ris den ersten Rang ein. Die Aufgaben, welche sich der franzö­sische Tapetenfabrikant stellt, sind sehr hoch gegriffen und schlagen schon in's höhere Kunstfach ein. Der französische Fabrikant be­zahlt die Entwürfe neuer Muster auch mit ganz enormen Preisen.

Deutschland steht, was Güte, Geschmack und Reinheit der Aus­führung der gemusterten Tapeten betrifft, unmittelbar hinter Frank-