Herrenkleider aus Kautschuk.

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sie gut aussehende Mädchen als Lehrlinge an, auch wenn sie diesel­ben gar nicht nöthig haben, nur damit sie zu eifriger Geschäftszeit auf hinreichend brauchbare Arbeiterinnen zählen können.

Ueber die Frage, ob diese Beschäftigung den Arbeiterinnen ge­sund sei oder nicht, hat die Verf. nichts Positives erfahren können. Die Fabrikanten behaupteten zwar, daß die Beschäftigung nicht un­gesund sei. Die Vorleute oder Aufseher dagegen wollten nicht recht mit der Sprache heraus, und selbst von den Arbeiterinnen war nichts Sicheres zu erfahren. So viel konnte man indeß errathen, daß die meisten der Arbeiterinnen darauf sehen, aus dem Cementir- oder Kittsaale herauszukommen und in den Saal zu gelangen, wo genäht wird. Denn die Dämpfe der Camphineflamme und das Herumflie­gen des Hiebei angewendeten Pulvers (Seifenstein und Mehl), auch der unangenehme Geruch mögen dazu beitragen, diese Verrichtung weniger zuträglich zu machen. Und die Aufseher gestanden sogar ein: daß diese Arbeit für Personen, die Anlage zur Auszehrung haben, nicht zuträglich wäre. Die Arbeiterinnen in dem Kittsaale stehen bei ihrer Beschäftigung, und sahen, wie Verf. sagt, nett, zufrieden und gut aus. Viele ziehen es vor, im Stehen zu arbeiten. In den übrigen Arbeitsräumen, wo wieder andere Verrichtungen vorgenom­men werden, sitzen sie bei der Arbeit. Der Prozeß desVulkani- sirens" des Jndia Rubber ist jedenfalls sehr ungesund, weil man Hiebei die durch Schwefel und Kohlenstoff, Chlorid oder Schwefel- Bromid (deren Einwirkung der Kautschuk ausgesetzt ist) verdorbene Luft einathmen muß, welches ein Heer von Uebelbefinden und Krank­heiten erzeugt. (Ueber Vorsichtsmaßregeln und diätetische Regeln, welche gegen die gesundheitnachtheiligen Verrichtungen in diesem Ge­schäfte vorkommen, siehe S. 224, 276, 521, 704 u. 717).

In den meisten Etablissements sind die Arbeiterinnen das ganze Jahr beschäftigt, und nur einige wenige derselben kommen eine kurze Zeit im Winter aus Arbeit. Am meisten giebt es im Frühjahr und Herbst zu thun. Es drängen sich in Amerika immer hinreichend neue Arbeitskräfte zu diesem Industriezweige; bei der großen Aus­dehnung aber, welcher derselbe fähig ist, finden noch Tausende von Arbeiterinnen dort (wie überall) Erwerb.

393. Herrenkleider aus Kautschuk. Wie oben schon erwähnt, benutzt man Kautschuk in firnißähnlichem Zustande zur Ver­fertigung luft- und wasserdichter Kleidungsstücke. Als Auflösungs­mittel gebraucht man in England und Frankreich das durch Destil­lation des Steinkohlentheers gewonnene Steinkohlentheeröl, in Deutsch­land hingegen rectificirtes Terpentinöl, von welchen beiden Oelen die Waare durch lange Zeit hindurch einen Geruch darnach beibehält. Bei den sog. Macintosh-Röcken ist der Futterstoff auf den Oberstoff mittelst Kautschuklösung aufgeklebt (von Frauenspersonen verrichtet, s. S. 296 und 845). Bei den zum Theil einer Stickerei, zum Theil