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anderer Vogel gar nicht hatte verschlingen können, heraus und machten einmal eine Beobachtung, welche für mich etwas Entsetzliches hatte. Einer meiner Diener zerschmetterte einem Marabu durch den Schuß beide Füße und einen Flügelknochen, war aber fühllos genug, das verwundete Thier nicht sogleich zu todten und brachte es noch lebend in unsere Wohnung. Hier wurden gerade große Geier abgebälgt; das Fleisch derselben lag in großen Haufen um den Arbcircr herum. Der Jäger warf den Marabu meinem Abbälgcr zu, der Vogel brach natürlich zusammen, fing aber sogleich an, die vor ihm liegenden Fleischstücke gierig zu verschlingen. Ich tödtcte ihn augenblicklich.
Ein anderes Mal sah ich zehn bis zwölf dieser Vögcl, welche im weißen Flusse Fische fingen. Sie besitzen darin viele Geschick- lichkcit und einer von ihnen hatte auch geschwind einen großen Fisch erhäscht, welcher alsbald hinabgewürgt und einstweilen im Kropfsack aufbewahrt wurde. Der Fisch lebte noch, zappelte in dem Sack herum und dehnte ihn fußlang aus *). Sofort kamen die Gefährten des Glücklichen herbei und schnappten so ernstlich nach dein Kröpfe desselben, daß er sich nur durch schleunige Flucht den Naubvcrsuchen der Andern entziehen konnte.
Wie alle klugen Thiere wird auch der Marabu in der Gefangenschaft bald zahm. Ich besaß einen, welcher, weil ich ihn fütterte, große Anhänglichkeit an mich zeigte. Er begleitete mich im ganzen Hause und legte, war ich abwesend gewesen, bei meiner Zurückkunst eine lebhafte Freude an den Tag. Er kam mir entgegen, nickte mit dem Kopfe, ließ ein freudiges Schnabelgcklapper hören oder umtanzte mich mit allerlei possirlichen Bewegungen und Gesten. Allein seine Freundschaft verlor sich bald, nachdem er einen Gefährten erhalten hatte und als ich später zwei Monate lang verreist gewesen war, kannte er mich gar nicht mehr.
*) Wegen dieses esacks nennen ihn die Sudahncsc» „Abn-Saln" (oder Säin), Baker des Trinkschtauches. S. Th. 1 S. 03.