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VIII. Der Strauß.
„Barmherzig und gnädig ist Gott, den wir anbete» und preisen,
Furchtbar nur Denen, die seine Gebote verletzen.
Siehst Du, o Mensch, den Vogel der Wüste, betracht' ihn; er ist es,
Den Allah gerichtet ob seines frevelnden Hochmuths.
Drücke die Stirn' in den Staub, bevor Du ein Werk willst beginnen,
Und fassest Dein Werkzeug Du dann, so bete: „Jn- schallah"!" Arabisch.
Der größte aller Vogel, Ltrutllio eamelus, der Strauß, vertritt, wie sein lateinischer Name andeutet, unter den Vögeln ein Säugcthier, das Kamel. Wie dieses ist er für Wüsten und trockene Steppen geschaffen, wie dieses zu ausdauerndem Laufen ausgerüstet; ja, er ähnelt ihm sogar auffallend in der Gestaltung seines Körpers. Seine hohen, starken Beine, seine zwcizchigen, schwieligen Füße, sein langer, magerer Hals, der dummheitver- rathende, phantastische Kopf, die ausgebildete Brustschwiele u. s. w. erinnern ebenso lebhaft an das von ihm rcpräscntirte Säugethicr als sein Betragen und seine Lebensweise. In letzterer dürfte bei nothwendiger Berücksichtigung der durch seine Stellung in der Thier- reihe bedingten Abweichungen kein anderer Unterschied zu bemerken sein als der, daß der Strauß im Gegensatz zum Kamel viel und oft säuft — wenigstens thut er dies in der Gefangenschaft —; ersteres gleicht dem des Kameles in jeder Hinsicht.
Er steht als Bindeglied zwischen der Klasse der Saugcthicre und Vögel mitten inne; sein Geripp ähnelt dem der ersteren, seine Körpergcstaltung und Fortpflanzungswcise ist die der letzteren.
In der Freiheit gehört der Strauß unter die scheusten Thiere, welche man kennt. Man kommt selten so nahe an eine Straußen- heerde heran, daß man die Männchen von den Weibchen unterscheiden kann; in den meisten Fällen zerstiebt sie in eiliger Flucht nach allen Richtungen hin. Diese Unzugänglichkeit und Wildheit des Vogels ist die Ursache der verschiedenen sich oft geradezu wi-