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IX. Die Ratte der Pharao neu.
„Dem gibt die Ehre Hohn,
Der sich uns ausgibt als der Ehre Sohn
Und gleicht der Mutter nicht. Der Ruhm gedeiht,
Den mau von Thaten mehr, als Ahnen leiht.
Ende gut. Alles gut.
Kurz nachdem ich von Afrika zurückgekehrt war, theilte ich einige meiner Beobachtungen über das Krokodil einer Gesellschaft mit, welche einzelne Mitglieder derselben keineswegs befriedigten, weil ich von ,,dcm muthvollcn, klugen Thiere, das dem dummen Krokodil, wenn es schläft, in den Rachen kriecht, sich durch den Schlund bis zu dem Sitz des Lebens hinabarbeitet, das Herz ihm zerbeißt und, o Entsetzen! — sich dann mittelst seiner Zähne aus dem blutcrfüllten Leichnam des von ihm getödtetcn Leviathans mit stolzem Bewußtsein einen Weg in's Freie bahnt"*), kurz, von dem Ichneumon keine ähnliche ruhmvolle That zu erzählen wußte. Das mochte vielleicht mit daher kommen, weil ich bei den Bewohnern des Nilthals niemals eine Spur jener Achtung, die ein so äußerst nützliches Thier doch nothwendiger Weise genießen müßte, bemerken konnte, sondern vielmehr unzweifelhafte Beweise einer un- verholenen Mißachtung, sogar eines gewissen Grolls, welche sammt und sonders dem „krokodilfcindlichen" Ichneumon galten, überall erhielt. Ich will gar nicht leugnen, daß auch ich vor meiner Reise nach Afrika einen weit größeren Respekt vor dem Ichneumon hatte, als nachdem ich ihn kennen gelernt und unzählbare Verwünschungen gegen die in der That lebhafte Thätigkeit desselben vernommen hatte. Um so richtiger dürfte vielleicht mein Urtheil über ihn sein.
Edler Ichneumon, auch ich muß den Stab über Dich brechen, magst Du nun Deinen Ruhm selbst begründet haben oder an ihm unschuldig sein! Du selbst mußt zugestehen, daß niemals einer Deiner Ahnen freiwillig in einen Krokodilrachen gekommen ist
*1 ?Iii>ius II. VIII, 24. 2',.