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bekleideten Zähne ab. Dank sei es den unendlichen Bemühungen der Einwohnerschaft Charthums: nach wenig Tagen hatte der Tii»- sach seinen „verruchten" Geist aufgegeben.
IV. Der heilige Ibis.
„Vom Süden kommst Du und bringst uns die Botschaft des Lebens.
D'rum nennen heilig wir Dich, denn heilig ist uns der Bote,
Welchen die Götter gewürdigt, Frohes zu künden."
Isis und Osiris sind vor dem Kreuz und dem Halbmond gewichen, mit ihnen verschwand auch „T h o t", ihr göttlicher Bote, der heilige Ibis. Zu unserer Zeit erscheint er nicht mehr im Lande der Pharaonen, um einem seine Sendung nicht glaubenden Volke das Schwellen der Fluchen zu künden; weit hinauf an dem heiligen Strome, „welcher seine Quellen verbirgt", ist er gezogen, gleichsam als fühle er sich berufen, den vor das Quellenland des Nil gezogenen Schleier zu wahren und zu behüten. Aber vergeblich ist sein Bemühen. Die poetische Anschauung der Alten ist vor der jetzt auf dem Thron des Geistes herrschenden Vernunft erblichen; für das heutige Geschlecht gibt es keinen Schleier mehr; auch der Urquell des völkcrcrnährcndcn und länderbelebenden Stromes wird von ihm aufgedeckt werden und in dem Gesandten der ewigen Götter sieht es schon heute nur einen Vogel noch.
Wohl erkannte das tiefsinnige Volk der Pharaonen in dein Nilstrom den Bringer und Erhalter alles Lebens, denn es erhob ihn selbst zur Gottheit. Dieser Ansicht zu Folge mußte auch der mit den schwellenden Fluthen in Egyptcnland erscheinende Ibis, der sichere Künder und Bürge, daß der alte Gott wiederum seiner Gnade Born und seines Segens Füllhorn über das durstige Land ergießen werde, als Diener und Bote der ewigen Gottheit zu hoher Achtung und Ehre gelangen; auch er mußte göttlich sein! Und wie lieblich, wie anspruchslos, wie verständig war dieser Bote!