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zahlreiche Vogelgcsellschaft versammelt hatte. Im Walde saßen fast auf allen Büschen kleine, bisher mir noch unbekannte, prachtvolle Bienenfresser (lVleropZ vuloollü), von denen ich mehr als ein Dutzend Eremplare erlegte. Der Wald war durch die Rindcrheer- dcn der Nomaden gangbar geworden und schien eine mannigfaltige Thicrwclt zu beherbergen. Ich ließ deshalb unsere Barke, welche ich eine halbe Meile stromaufwärts wieder auffand, an einer „Mi- scheraäh" oder einem von der Höhe des Ufers zum Wasserspiegel führenden Wege anlegen und eröffnete meinem Gefährten und den Dienern, daß wir hier einige Tage verweilen würden. In verstellen Userwand entdeckten wir eine Nistkolonie des im Walde bemerkten Biencnfresscrs mit mehr als achtzig runden Eingängen zu den backofenförmigen Nesthöhlcn auf kaum zwanzig Quadratfuß Fläche: die Ursache der Zusammenhäufung des niedlichen Vögelchens.
Die großartige Welt, welche uns die tropischen Wälder aufgeschlossen, hatte bisher alle Sehnsucht nach civilisirten Ländern und geselligen Freuden in uns verstummen lassen. Heut Abend war es anders. Wir kochten nach dem Abendessen Punsch und versuchten beim Klang der Becher die nach der Heimath schweifenden Gedanken zu vertreiben, so gut es eben gehen wollte. Es konnte uns nicht vollständig gelingen. Feierte man daheim im Va- tcrlande doch heut' das hehre Fest der Christnacht! Wie natürlich, daß wir im Geiste in unserer Lieben Kreise verweilten! Uns hatte Niemand einen Christbaum angezündet, aber der Urwald selbst wollte uns Weihnachtsfrcuden beschceren. Am anderen Ufer ging eine Elephantenheer de zum Flusse und rief uns ihre schmetternd zu uns herüberschallenden Grüße zu. Und als sollten die schrillen Trompetentöne der Waldriesen das Zeichen sein, des Urwalds Stimmen zu einem allgemeinen Wettruf aufzufordern, so lebendig und laut wurde es jetzt im Walde. Das donnernde Gebrüll eines von uns noch weit entfernten Löwen durchhallte, momentan alles Lebende zum Schweigen bringend, die vorher so stille Nacht, dann
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