Dokument 
Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
Entstehung
Seite
297
Einzelbild herunterladen

297

Am 8. September. Schon vor Sonnenaufgang setzen wir die Reise fort. Die Wüste tritt auf beiden Stromusern vor und verdrängt das Kulturland. Dennoch zeigt sich eine ziemlich lebhafte Vegetation. Gegen zehn Uhr erreichen wir das Dorf el Tabbe, die Einbruchsstation nach Kordofahn. Fünfzehn bis zwan­zig Hütten liegen im Sande der Wüste zerstreut, eben fo viele Mc- riesakneipen sind mehr abgesondert. Auch in ihnen treiben sich öf­fentliche Mädchen herum. Sie sind beschäftigt, Herz und Mund der aus der Wüste Kommenden mit Liebe und Mcriesa zu erquicken.

Man hielt heute gerade Markt. Leute der verschiedensten Gat­tungen und Farben wogten durch einander, um sich gegenseitig ihre, in unseren Augen sehr unbedeutenden Waaren anzupreisen. Unter ihnen befand sich eine Wahrsagerin, welche mir für wenige Para eine großartige Gunst des Geschicks in Aussicht stellte und eine so glückliche Zukunft versprach, daß ich froh sein könnte, wenn sich nur der zehnte Theil ihrer Prophezcihungen verwirklichen sollte. Ihre ganze Kunst bestand in einfachem Punktiren. Eine größere Portion Verstand, als die anderen besitzen mochten, sicherte ihr hohes Ansehen. Die Dongolawi hingen, dem ihnen geoffenbarten Geschick vertrauend, an ihrem Munde und glaubten ihr jedes Wort.

Am 9. September. Zwei unserer Matrosen wohnten auf der Insel Hamuhr, oberhalb Dongola el Adjuhs oder Alt- Don gola. Wir landeten heute Morgen dort und gingen, die Matrosen im Schooße ihrer Familie zurücklassend, auf die Jagd. Durch Hülfe der Jugend einiger kleiner Dörfer erhielt ich viele Ne­ster des Feuer sinken, welche ich mit wenigen Para bezahlte. Bei unserer Zurückkunft trafen wir in dem elterlichen Hause unserer Matrosen viele Leute versammelt. Man hatte ein Schaf geschlach­tet, wie einstens bei der Zurückkunst des verlorenen Sohnes, und gab ein kleines Fest. Sogar die Verwandten aus einem Dorfe des gegenüberliegenden Ufers waren auf ihren mit Luft gefüllten Schläu­chen hcrübcrgeschwommen. Die Araber uud Nubier sind im Stande, mit sehr erhöhter Stimme ausgestoßene Worte über den Strom hinüber zu rufen, selbst wenn er eine Viertelstunde breit sein sollte.