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jedoch früher, als bis sie selbst durch detaillirte Bearbeitung: des Projectes in Stand gesetzt war, den Umfanff und den Werth der Arbeiten mit einiffer Sicherheit zu überblicken und bis alle Material- und Inventar-Anschaffungen durch sie selbst besorgt waren. Demgemäss erfolgte erst, als der Bau bereits an vielen Stellen in Angriff genommen und die Verträge über Lieferung der meisten Erfor­dernisse unterzeichnet waren, der Abschluss eines General-Bauvertrages.

Es 1 affen der Verwaltung für die Uebernahme des Baues mehrere Offerte von grossen Bau- Unternehmungen vor, unter denen das Offert des Herrn Georg Bucher in Wien als das günstigste angenommen wurde.

Unterm 3. April 1869 wurde demnach mit Herrn Georg Bucher ein General-Bauvertrag abgeschlossen, wornach derselbe den Bau der sämmtlichen concessionirten Linien gegen eine (iesammtentschädigung von 56,700.000 Gulden öst. Währ, erstand. Mit diesem Betrage verpflichtete sich Herr Georg Bucher nicht nur die Herstellung des Unter-, Ober- und Hochbaues nach den auf­gestellten Projecten und Plänen unter Leitung der gesellschaftlichen Baudirection zu übernehmen, sondern auch die Kosten des Fundus instructus, des Grunderwerbes, der Intercalarzinsen und der gesammten gesellschaftlichen Verwaltungsregie während der Bauzeit bis zur Betriebseröffnung je einer der einzelnen durch die Concession bezeichneten Gruppen des Netzes zu bestreiten.

Dieser Bauvertrag erhielt im Sinne des 8. 2 der Concessionsurkunde die Genehmigung der k. k. Regierung durch Handelsministerial-Erlass vom 23. VIai 1869.

Herr Bucher anerkannte und übernahm sämmtliche seither von der Verwaltung getroffenen Einleitungen und eingegangenen Verpflichtungen und setzte den Bau auf Grundlage des ihm übergebenen Projectes und unter Leitung der gesellschaftlichen Baudirection unver­züglich fort, während diese sich die Besorgung der Grundeinlösung, die unmittelbare Beaufsichtigung der Anfertigung aller Oberbaumaterialien, der Falirbetriebsmittel, der Bahnausrüstungs-Gegenstände, der Signalmittel, der eisernen Brückenconstructionen, und namentlich die unmittelbare Leitung des Baues der Donaubrücke und des Wiener Bahnhofgebäudes vorbehielt.

Die k. k Staatsverwaltung hatte ursprünglich die Forderung gestellt, dass die laut Concession von einem Puncte der Jungbunzlau-Koliner Strecke nach Trautenau zu führende Linie die Städte flicin und Hohenelbe berühren solle.

Hiedurch wäre, wie in der folgenden Tracemotivirung erörtert werden wird, diese Bahn wesentlich verlängert, das Baucapital erhöht und die Bentabilität vermindert worden.

Auf die Vorstellung der Conccssionäre resolvirte jedoch das k. k. Handelsministerium: Dass zwar die Linie Wossek-Trautenau direct über Altpaka und Pelsdorf hergestellt, dagegen aber in Ausführung des Gesetzes vom 1. Juni 1868 mit staatlicher Zinsengarantie Zweigbahnen von Ostromer nach Jicin, von Pelsdorf nach Hohenelbe und von Trautenau nach Freiheit angelegt werden sollen.

Dieser Verfügung entsprechend wurde ein zweiter Bauvertrag mit Herrn Georg Bucher am 16. Februar 1870 (vom k. k. Handelsministerium genehmigt unterm 27. April 1870) in dem Sinne abgeschlossen, dass derselbe sich verpflichtete, auch diese genannten drei Zweigbahnen unter den gleichen Bedingungen, wie die Hauptlinien, gegen Zahlung einer Summe von 2,500.000 Gulden öst. W. herzustellen.

Die General - Bauunternehmung handhabte die Bauausführung mit Energie und vollkom­mener Saehkenntniss, sie installirte in kurzer Zeit auf der ganzen Strecke bei Beobachtung der von der Baudirection durchgeführten Eintheilung derselben einen vollständigen Apparat tüchtiger Bau- pächter mit einem bedeutenden Stamm geübter Arbeiter und einem grossen Inventar an Transport­mitteln und Baugeräthschaften.

Schon im Laufe des Jahres 1869 waren über 20.000 und im Jahre 1870 mehr als 40.000 Arbei­ter am Bau der Oesterr. Nordwestbahn thätig. Nicht weniger als 28.250 Meter Ililfsbahnen standen zur Unterstützung des Baubetriebes in Verwendung.

Die Arbeiten nahmen daher auch einen so erfreulichen Fortgang, dass die erste 4T Meilen

lange Strecke Kolin-Golc-Jenikau schon am 6. December 1869, also kaum fünf Viertel Jahre nach

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