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Die Donaubrücke, deren Bau im Sommer 1870 begonnen wurde, war im Februar 1872 vollendet.

Der Bau des Wiener Bahnhofgebäudes begann im September 1870 und konnte dasselbe am 1. Jänner 1872 dem Betriebe übergeben werden.

Nach der Vollendung des Tkaya-Viaductes am 1. October 1871 wurde die Strecke Stockerau- Znaim, 10 Meilen lang, dem öffentlichen Verkehre übergeben und damit war, nachdem unterdessen die Bahnstrecke Jedlersee-Stockerau aus dem Eigenthume der Kaiser Ferdinands-Nordbahn käuflich erworben und mit dieser Gesellschaft ein Vertrag über die einstweilige Mitbenützung ihrer Strecke Jedlersee-Wien abgeschlossen worden war, das Netz der Oesterr. Nordwestbahn mit Wien in eine directe Verbindung gebracht. Inzwischen waren auch die Flügelbahnen ihrer Vollendung zugeführt und dem öffentlichen Verkehre übergeben worden, und zwar:

Pelsdorf-Hohenelbe, 0'6 Meilen, am 1. October 1871, Ostromef-Jicin, 2*3 Meilen, und Trautenau- Freilieit, 1*3 Meilen, am 17. December 1871, endlich die 0'7 Meilen lange Strecke Jedlersee-Wien am 1. Juni 1872 und der Flügel zur Franz-Josefs-Bahn, Zellerndorf-Sigmundsherberg (Horn), 2*7 Meilen, am 1. Juli 1872.

So stand denn am 1. Juli 1872 das ganze Netz der Oesterr. Nordwestbahn in Betrieb. Nun trat auch für die letzte Gruppe die staatliche Zinsengarantie in Wirksamkeit.

Sämmtliche Linien des garantirten Netzes der Oesterr. Nordwestbahn waren also in 3 Jahren und 10 Monaten, vom Tage der Concessionsertheilung an gerechnet, somit mehr als zwei Jahre vor dem concessionsmässigen Termine vollendet und dem öffentlichen Verkehre übergeben worden.

Diese Linien sind:

a) Wien-Kolin-Jungbunzlau. 46*5 Meilen

b) Gross-Wossek-Paka-Parschnitz mit den Flügelbahnen nach

Jicin, Hohenelbe und Freiheit. 208

c) Deutschbrod-Pardubitz . 125

d) Zellerndorf-Sigmundsherberg (Horn). 2*7

Im Ganzen 82 5 Meilen.

An dem Projecte, welches die Grundlage für den Abschluss des General-Bauvertrages bildete, waren während der Bauausführung nicht unbeträchtliche Erweiterungen und Ergänzungen vorgenom­men worden; es wurden 4 neue Bahnstationen eingeschaltet, mehrere Bahnhöfe beträchtlich erweitert, Zufahrtstrassen zu den Stationsplätzen aus grösserer Entfernung erbaut, die Wasserstations-Einrich­tungen vermehrt und vergrössert, der Fahr park erweitert, und mehrfache andere Modificationen der ursprünglichen Projectspläne, welche sich im Verlaufe des Baues als nothwendig und vortheilhaft erwiesen, durchgeführt. Hiedurch, sowie durch die schon Eingangs erwähnten Erschwernisse in der Grundeinlösung und der Bauausführung, namentlich aber durch die Störungen, welche der Krieg des Jahres 1870/71 verursachte, wurde eine Vermehrung der Baukosten von 59,200.000 fl. auf 65,140.505fl. also um 5,940.505 fl. d. i. um 10°/ o der Veranschlagssumme herbeigeführt.

Nach Eröffnung des Betriebes erübrigten an der gänzlichen Bauvollendung ausser dem Ausbau des auf dem Wiener Bahnhofe zu errichtenden gesellschaftlichen Administrationsgebäudes nur mehr wenige Instandsetzungsarbeiten und die Herstellung einiger unwesentlicher Bahn-Instruirungen. Da es der Direction bequem und nützlich erschien, diese Arbeiten nunmehr selbst zu Ende zu führen, so wurde sogleich die Abrechnung mit der General - Bauunternehmung gepflogen, und die derselben vertragsmässig noch obliegenden Pflichten und Haftungen, gegen entsprechende Abzüge an der berechneten Verdienstsumme, von der Gesellschaft selbst übernommen.

Gegenwärtig kann die Anlage-Episode als abgelaufen und das Baucapital als geschlossen bezeichnet werden.