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3. Die Fiügeibahn Deutschbrod-Pardubitz.

Die Abzweigung- des Pardubitzer Flügels aus der Hauptliriie wurde nach Deutschbrod gelegt, wozu, ganz abgesehen von den eclatanten technischen Vorzügen dieser Wahl, schon der Wort­laut der Concession massgebend war.

Von Deutschbrod folgt die Trace zunächst dem Sazawathal, aufwärts, nachdem sie von dem linken auf das rechte Ufer übergeführt worden ist, biegt jedoch schon in das nächste gegen Norden geöffnete Seitenthal ein. In demselben geht sie mit nur theilweiser Anwendung der Maximalsteigung von 1:100 immer in geringer Höhe über dem Thalboden bis auf das Hochplateau bei Chotebor hinauf, ohne dass irgend welche erwähnenswerthe Bauten erforderlich wurden.

Auf der Höhe bei Chotebor erhält die Trace eine östliche Richtung, verfolgt den Thalzug dcr Doubrawka am linken Gehänge desselben, stets die gleiche Höhenlage einhaltend, überschreitet die Doubrawka sodann geeigneten Orts mit geringer Höhe und Spannweite, zieht jetzt dem rechts­seitigen Höhenzuge entlang, tritt in das Flussgebiet der Clirudimka ein und wird im Thale dieses Flu sses bis Hlinsko hinauf geleitet. Bei Hlinsko öffnet sich eine Einsattlung, in welcher die Kamm­höhe des Srny-Waldes rasch und leicht erstiegen wird. Bis hierher verlässt die Bahn in kaum redens- werther Ausdehnung das Terrain, wesshalb auch nur geringe Bauschwierigkeiten zu bewältigen waren. Nun aber trat die Aufgabe heran, von der so glücklich gewonnenen Höhe mit Einhaltung des Gefälles von 1:100 in die nördliche Ebene (in die Niederung der Elbe) herabzusteigen. Die nörd­liche Abdachung des Gebirges ist hier, wie auf der Wasserscheide bei LeStina, welche die Haupt­bahn zwischen Svetla und Caslau zu überschreiten hat, zu jäh für den directen Weg, dabei aber auch äusserst ungünstig für seitliche Entwicklungen, da sich jeder seitlichen Bewegung die direct abfliessen- den und in Folge ihres starken Gefälles tief in den Boden eingreifenden Bergwässer entgegenstellen.

Unter solchen Umständen musste Gelegenheit gesucht werden, die Linie so zu legen, dass sie sich thunlichst einer Thalrichtung anschliesst. Hierzu stellte sich das Zebrothal als das geeignetste dar. Dasselbe hat aber in seinem oberen Laufe einen Abfall von 1:30 und mehr, und geht erst allmälig in ein Gefälle von 1:100 über. Es gelang daher trotz der nach Möglichkeit ausgedehnten Entwicklung in der oberen Bergzone nicht, die Thalsohle dort schon zu erreichen, wo ein Gefälle beginnt, dem man mit dem Bahnniveau zu folgen im Stande gewesen wäre.

Man musste daher zu grösseren Gefällen übergehen, und gewann erst bei einem Gefälle von 0*0125 1:80 die Möglichkeit, dem Thalzuge, wenn auch auf gehobener Position, zu folgen.

Die damit gefundene Lösung führte indessen immerhin noch zu einer im Hinblick auf die äusserst ungünstige und coupirte Gebirgsformation des Srny-Waldes gewiss sehr vorteilhaften Trace.

Es sind inderseiben sowohl grosse Erdbewegungen, als auch grosse Objecte ziemlich vermieden, und die ganze Strecke gestaltete sich zu einer Lehnenbahn einfachster Art. Es erschien sonach die Anwendung des stärkeren Gefälles von 0*0125 oder 1:80 und von schärferen Curven bis zu 280 Meter Radius für den Deutschbroder Flügel entschieden motivirt, und das umsomehr, als dieselben nur auf die Strecke Skuc-ILlinsko beschränkt bleiben, also durch Vorspannmaschinen oder Zugstheilung überwältigt werden können. Die Regierung hat in Würdigung dieser Argumentationen und im Hinblick auf die bedeutenden Kostenersparnisse dieser Trace die Genehmigung ertheilt.

Bei Skuc beginnt wieder das normale Maximalgefälle von 1:100. Dieses aber musste noch bis Ohrast herab beibehalten werden. Erst dann tritt die Bahn in die Ebene ein, in der sie, kleine örtliche Unebenheiten abgerechnet, bis Pardubitz ohne allen Anstand fortgeführt wird. Ausser einer Brücke über den Zaikowitzer Bach und einer solchen über die Chrudimka beide in geringer Höhe kommt kein beträchtliches Bauobject mehr vor.

Als Stationen auf dem Flügel Deutsclibrod-Pardubitz erscheinen: Chotebor, Zdiretz (für das Eisenwerk Raniko und die Stadt Saar), Hlinsko, Skuc, Chrast, Chrudim, lauter grössere Orte, die der Balm durch Industrie und Handel reichen Verkehr zuzuführen eeeiomet sind.

Ö O

Bei der Frage des Anschlusses an die Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn (Pardubitz-Reiclien- berg) und der damit in untrennbarem Zusammenhänge stehenden Ueberkreuzung der Staatsbahn bei