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Diese Serpentine wird durch einen Tunnel abgeschnitten und die grosse Niveaudifferenz, welche in der Thalhöhe an den beiden Puncten, wo die Linie das Thal verlässt und in dasselbe wieder eintritt, durch Einlegung stärkerer Steigungen von Adler - Kosteletz (Doudleb) her, eingebracht werden.

Das Maximum dieser Steigung beträgt schon 0 011 und bei den Krümmungen musste auf einen Halbmesser von 280 Metern herabgegangen werden. Ueberhaupt ändert sieh der Character der Bahn vom Beginne der vorbezeichneten Rampe bei Doudleb plötzlich von einer ausgesprochenen Thalbahn mit der Steigung von 0-005 und dem Minimum der Krümmungs-Halbmesser von 400 Metern, zu einer Gebirgsbahn; die Construction des Bahnkörpers, bisher höchst einfach, wird complicirter und erfordert namentlich in der Nähe des Tunnels, wo die Bahn sich bis 30 Meter hoch über die Thalsohle hebt und in die steilen Lehnen gelegt werden musste, die Anwendung kostspieliger Stütz- und Futtermauern und grösserer Kunstbauten in den hohen Dämmen, von denen die Ueber- setzung des Adlerthales bei Pottenstein mit einer Brücke von 50 Meter Weite und 18 Meter Höhe die bedeutendste ist.

Oberhalb des Tunnels bei Lititz von Zachlum aufwärts besitzt das wilde Adlerthal in Folge der eben beschriebenen geognostischen Beschaffenheit des Terrains ein weit geringeres Gefälle, so dass in den Strecken bis^gegenüber Heikowitz, wo die Trace das Thal verlässt, die Anwendung geringerer Steigungen bis 0*003 möglich war.

Die Weiterführung der Trace war zunächst von der Bahnlinie zwischen Wildenschwert und Mittelwalde (Lichtenau) abhängig.

Für diese wurde der von der Natur dargebotene Weg des stillen Adlerthales bestimmt.

Schon die generellen Studien gaben zu erkennen, dass der Bau einer das Thal verlassenden Trace, abgesehen davon, dass in Bezug auf Riclitungs- und Steigungsverhältnisse nichts Günstigeres zu erzielen war, unverhältnissmässig grösseren Kostenaufwand zur Bedingung hatte, und führten, da auch der einzige für sie geltend gemachte Grund der Einbeziehung der Stadt Senftenberg durch das neue Project der Linie Chlumetz-Königgrätz-Mittelwalde, welche Senftenberg ohnedies berührte, seine Bedeutung verlor, sofort zur Wahl der Thaltrace.

Die Annahme dieser ward zudem noch näher gelegt dadurch, dass die Studien auch auf einen sehr günstigen Pass zur Ueberschreitung des Gebirgsrückens zwischen der wilden und stillen Adler in der Linie Poplus-Dluhonowitz, Lukawitz-Geiersberg führten. Die Uebersteigung der Wasser­scheide ist mit 0*010 möglich, es wurde jedoch der Quotient von 0*011 angewendet, wie dies in der Strecke Kosteletz-Lititz ohnehin schon geschehen und mit welchem die Vermeidung des sumpfigen Terrains auf der Wasserscheide, wohin die Station für Senftenberg zu situiren war, gestattet wurde.

Als Uebergangspunct der Linie aus dem Adlerthale'in das Flussgebiet der Neisse bot sich die äusserst günstige Einsattlung zwischen den Orten Lichtenau und Niederlipka dar. In der Strecke von Geiersberg bis an die Reichsgrenze, welche auf der Wasserscheide zwischen der stillen Adler und der Neisse liegt, bestand die Hauptschwierigkeit darin, der Bahn bei den zahlreichen scharfen Wendungen des Thaies ein entsprechendes Alignement zu geben. Im Allgemeinen wurde dieser Schwierigkeit dadurch begegnet, dass das Planum der Bahn etwas höher, als es sonst nothwendig gewesen wäre (69 Meter), über die Thalsohle gelegt wurde. So war es möglich, auch bedeutende Serpentinen, wie die bei Wetzdorf, mit verhältnissmässig geringen Arbeiten abzuschneiden.

Conform der Strecke zwischen Adler-Kosteletz und Senftenberg wurden die Normen für die Riclitungs- und Steigungsverhältnisse (Min. R. 280 und Max. St. = 0-011) auch hier beibehalten.

Die Anwendung des Steigungsmaximums von 0*011 war insbesondere in der Strecke Linsdorf- Lichtenau nothwendig, um das Thalgefälle zu überholen, welches von Wichstadtl abwärts plötzlich sehr bedeutend wird, während es oberhalb dieses Ortes, wo der Adlerfluss im krystallinischen Gebirge fliesst, sehr mässig ist. Die Maximalsteigung musste noch über diesen plötzlichen Bruch im Thalgefälle hinaus fortgesetzt werden, um das Thal oberhalb des Ortes Lichtenau zu passiren, so dass die Station Lichtenau etwas höher zu liegen kommt, als der Scheitel der Bahn auf der Wasserscheide.